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führe dich Gott wieder herab!“ – Der Kurfürst, nicht wenig erstaunt über diesen Verweis, ritt auf die Frau zu und fragte sie, ob sie auch wisse, mit wem sie so gröblich rede? – „Wohl weiß ich es“ – erwiederte die Alte – „Bist du nicht der Kurfürst, und fängst du nicht mit Jedermann Handel und Krieg an? Wenn du dich nun durch deine gottsträfliche Verwegenheit selbst in solche Gefahr begibst, mit dem Pferd von der Klippe herabstürzest und das Genick brächst, wer geriethe dann wohl in größere Noth, als wir, deine armen Unterthanen? Wenn du deiner nicht schonen willst, so solltest du doch wenigstens auf diese Rücksicht nehmen!“ – Der Kurfürst lachte herzlich über diese Worte, reichte der Frau ein Geldstück und sagte: „Mütterchen, du hast recht, ich soll das hinfort mir nicht mehr zu Schulden kommen lassen!“

(S. Weidner’s „Apophthegmata“ III. Theil. Seite 18.)


Das Lied der Markgrafen.

Wollt Ihr hören ein neues Geschicht?
Zu dem Pfalzgrafen hat sich verpflicht,
Nu merket, wie ich sag’:
Ein Niederlag geschehen ist

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Uff Mittewoch für unser Frauen Tag.


Der da ging vornen an der Ehrn,
Vierhundert uns das bewehrn;
Da drei Fürsten kamen in das Land,
Markgrafe Karle und Markgrafe Jörge,

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Der Grafe von Würtemberg sind euch benannt.


Markgrafe Karle hätt’ auch ein böses Fürnehmen,
Wein und Frucht wollt’ er umb Heidelberg schlemmen,
Das Uebel mocht ihnen Gott nit übersehen;
Gegen Heidelberg er inne gführt ward,

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Ueber sein Backen liefen ihm abe seine Threhen.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_495.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)