Seite:Badisches Sagenbuch II 534.jpg

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„Es drang der Ruf aus jener Welt
Mir tief in’s Herz hinein –
Bald wird die schöne stolze Burg
Ein Scheiterhaufen seyn!“

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Der Pfalzgraf sprachs und schleicht davon,

Das Herz ward ihm zu schwer;
Das Leben war ihm öd’ und kalt,
Er lächelte nie mehr!

Heribert Rau.


Der Pfalzgraf.[1]

Es reitet die Gräfin weit über das Feld,
Mit ihrem gelbhaarigen Töchterlein fein,
Sie reiten wohl in des Pfalzgrafen sein Zelt,
Und wollen fein fröhlich und lustig seyn.

5
Frau Gräfin, was jagt ihr so früh schon hinaus?

O reitet mit Eurem fein Liebchen nach Haus,
Der Pfalzgraf kommt selber gleich zu euch hinab,
Sie tragen ihn morgen hinunter ins Grab:

Es hat ihn eine Kugel so tödtlich verwundt,

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Da starb er sogleich in der nämlichen Stund,

Da schickt er dem Fräulein ein Ringelein fein,
Soll seiner beim Scheiden noch eingedenk seyn.

„Hat dich o Pfalzgraf, die Kugel getroffen,
Wär’ ich viel lieber im Neckar ersoffen;

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Trägt man den Liebsten zum Kirchhof herein,

Steig ich wohl mit ihm in’s Brautbett hinein.

„Will reichen ihm meinen jungfräulichen Kranz,
Will sterben und scheiden von Güter und Glanz;


  1. Wahrscheinlich des Kurfürsten Philipp Wilhelms Sohn, Pfalzgraf Friedrich Wilhelm, erschossen vor Mainz, 1689 den 30. Juli.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 534. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_534.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)