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Der Tag ist drückend schwül;

20
Kein Lüftchen will sich regen,

Kein Blättchen sich bewegen.
Ein ängstliches Gefühl,
Ein wunderbares Bangen
Hält Mensch und Thier umfangen.

25
Da kommt in finstrer Pracht

Am fernen Himmelsbogen
Allmählig hergezogen
Die dichte Wolkennacht,
Auf ihren schwarzen Schwingen

30
Verderben herzubringen.


Wie düster liegt das Schloß –
Gleich einem ries’gen Drachen,
Den Thalgrund zu bewachen –
Der Finsterniß im Schooß.

35
Wie ragen seine hohen

Thürme mit stolzem Drohen! –

Jetzt bricht das Wetter aus,
Und wie aus Höllenrachen
Ertönt des Donners Krachen,

40
Der Stürme wild Gebraus!


Doch wehe! welch ein Schlag!
Welch Feuermeer! – Es zischet
Rasch Blitz auf Blitz und mischet
Die Nacht mit lichtem Tag.

45
Hört ihr! es wimmert Sturm!

Es steht das Schloß in Flammen!
Schon stürzt es dort zusammen
Nah bei dem Glockenthurm.

Wie wild der Sturmwind schnaubt,

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Und aller Hülf’ zum Hohne
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_536.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)