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zum Ort ihrer ferneren Zusammenkünfte, wozu jedoch nur die Nacht gewählt werden dürfe. Aber schon in der ersten Nacht, als der liebeglühende Jüngling zur Quelle kam, bot sich ihm ein entsetzliches Schauspiel dar: Jetta lag, bereits leblos, unter den Klauen eines mächtigen Wolfes, der ihre zarten Glieder zerfleischte, zu Boden. Der Mond beleuchtete die gräßliche Scene. Der Jüngling stürzte augenblicklich mit gezücktem Schwert auf das Unthier los, welches ihm nach kurzer Gegenwehr, von seiner Klinge durch den dampfenden Schlund gebohrt, erlag.

Dann begrub er seine geliebte Jetta unter heißen Thränen an der Quelle und sich selbst in die Waldeseinsamkeit einer Klause nahe dabei, wo er wenige Monde darauf aus Schmerz auch sein Leben verhauchte.

Seit jener Zeit führt die Quelle den Namen Wolfsbrunnen.

(S. Al. Schreiber’s „Sagen etc.“)

(Ferner: „Die Sage vom Wolfsbrunnen.“ Von Amalie von Hellwig, geb. v. Imhof. Hdlbg. Engelmann. In verschiedenen Ausgaben.)


Die Sage vom Wolfsbrunnen.
(Metrische Version.)

Schon spiegelt auf des Neckars Fluth
Der Mond sein wachsend Horn;
Wer wallt noch flink und wohlgemuth
Waldein zum grünen Born?

5
Ein Mägdlein ist’s, vom Jettenbühl

Die schöne Seherin;
Getreuer Minne Machtgefühl
Ermuthigt ihren Sinn.

Allabendlich zum Waldborn kam

10
Ein fremder Jägersmann,
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 547. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_547.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)