Seite:Badisches Sagenbuch II 564.jpg

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als Zeugen zu der Trauung eingeladen hatte. In einiger Entfernung folgte ein großer Haufe anderer Bewaffneter. Kaum war aber der rohe Bräutigam mit seinen drei Genossen über die Zugbrücke in den Schloßhof geritten, als jene plötzlich aufgezogen und er somit von seinem übrigen Gefolge abgeschnitten wurde. Wüthend schwang er sich vom Pferde und befahl, die Brücke sogleich wieder aufzuziehen, da trat unversehens ein ganz in Stahl gewappneter Ritter mit geschlossenem Visier aus der Burgpforte auf ihn zu, grüßte dessen Begleiter auf sittige Weise und sprach dann mit ernstem Tone:

„Edle Männer, was verdient wohl Derjenige, welcher das Vertrauen eines Biedermannes, der seinem Schutze sein theuerstes Gut empfohlen, auf das Schändlichste mißbrauchte?“

„Daß man ihm sein Wappenschild und Schwert zerbreche und vor die Füße werfe!“ – antwortete der Aelteste der Edelleute.

„Wohlan, so soll dir auch geschehen, ehrloser Ritter von Asbach!“ – donnerte jetzt der Gewappnete und öffnete sein Visier.

„Ha! der Ritter von Angeloch!“ – scholl es aus Aller Kehlen, indessen Ritter Konrad zusammenbebte wie ein Verbrecher, dem sein Schuldbrief vorgelesen wird, und außer Stande war, ein Wort zu seiner Vertheidigung hervorzubringen.

Der Ritter von Angeloch gab alsbald Befehl, die Zugbrücke für den Elenden niederzulassen, der sich auch eiligst, von den Spottrufen der Burgleute verfolgt, unter vielen Flüchen entfernte. Die Edelleute, welche denselben hieher begleitet hatten, nahmen gern die Einladung des Herrn von Angeloch an, statt einer Hochzeit das Fest seiner glücklichen Heimkehr mit ihm zu feiern, das auch unter überströmendem Jubel seiner Gattin und Kinder begangen wurde.

Der entehrte Ritter von Asbach befehdete zwar kurze Zeit darauf den von Angeloch und fügte ihm großen Schaden bei, aber der Pfalzgraf, als dessen Lehnsherr, zwang jenen nicht nur zum völligen Schadenersatze, sondern ließ auch später die Burg Asbach zerstören, weil deren unverbesserlicher Eigenthümer es wiederholt wagte, den Landfrieden zu brechen.

(S. Al. Schreiber’s „Sagen aus den Rheingegenden und dem Schwarzwalde.“ 1829.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 564. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_564.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)