Seite:Badisches Sagenbuch II 570.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Er flieht hinweg mit wirrem Lauf,

150
Er hört nur „Weh dir!“ heulen;

Rings flattern bang geschrecket auf
Die Käuzlein und die Eulen.

Und endlich steht er auf dem Thurm
Am jähen Abgrunds-Rande,

155
In seinen Locken wühlt der Sturm,

In seiner Brust die Schande.
Und wie er drunten hört beim Grab
Die letzten Sterbelieder,
Da stürzt er in die Tief’ hinab

160
Und sinkt zerschmettert nieder.[1]
H. Wenzel.


Ritter Landschaden.

Zwei Stunden oberhalb Heidelberg, wo das Neckarthal einen offenen Halbkreis bildet, spiegelt sich das Städtchen Neckarsteinach am Fuße mächtiger grauer Felsen im Strome, und auf bedeutenden Höhen liegen vier zerfallene Ritterburgen, die Sitze der Landschaden von Steinach, in geringer Entfernung von einander. Die älteste, mit ihrem Taufnamen Schadeck genannt, heißt im Munde des Volkes das Schwalbennest.


  1. Ueber die Zeit, in welcher diese tragische Geschichte vorgefallen, weichen die Sagen bedeutend von einander ab. Einige verlegen sie in die Zeiten Dagoberts, der längere Zeit in Mosbach am Neckar wohnte, Andere in viel spätere Jahrhunderte. Nach einer mündlichen Erzählung soll es ein Graf Bruno von Laufen gewesen seyn, der ihm Jahr 1100 dem Kraich-, Enz- und Elsenzgaue vorstand und seinen Wohnsitz auf dem Schlosse Dilsberg bei Neckargemünd hatte. Er war der Sohn des Grafen Arnold von Laufen. Aus Schmerz über den Verlust seiner einzigen Tochter trat er in den geistlichen Stand, übergab die Grafschaft seinem Bruder Poppo und stiftete zum ewigen Gedächtniß, und zum Seelenheil seines Kindes, im Jahr 1132 das Kloster Odenheim bei Bruchsal.
    (Siehe J. Baader’s „Sagen der Pfalz und des Neckarthals.“ S. 139.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 570. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_570.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)