In Speyer hörte Joseph von dem frommen Wandel der Mönche im Kloster Schönau und sogleich entschloß er sich, zu ihnen zu gehen, um sich durch fromme Uebungen des ewigen Heiles würdig zu machen.
Die Brüder nahmen den neuen Zögling bereitwillig auf und unterrichteten ihn in den Regeln ihres Ordens; er aber kam als Novize seinen Pflichten aufs Pünktlichste und Getreueste nach.
Noch war aber das Probejahr nicht ganz vorüber, als Joseph erkrankte. Die Anstrengungen seiner weiten Reise, die ausgestandenen Gefahren und Kasteiungen hatten die Kräfte seines Körpers aufgerieben.
Am 20. April 1188 entschlief er selig in dem Herrn.
Sein Geschlecht war bis zu seinem Tode unerkannt geblieben; erst jetzt entdeckte man, bei Einkleidung des Leichnams, daß der vermeinte Knabe Joseph die Jungfrau Hildegunde war. Sie ward im Kloster Schönau begraben, ist aber später als Verklärte vielen Frommen erschienen und hat manche Wunder gewirkt. Wo aber jetzt ihre Reliquien aufbewahrt werden, ist unbekannt.
In Schönau steht der Bauer vor Gericht:
„Ist deinen Mündeln dieser Acker nicht?“
Sein Schwur ist falsch!
„Laß ab die Hand von fremdem Gut,
Sein Schwur ist falsch!
„Dich rührt nicht das Wimmern der Kindlein klein?
Der Acker ist ihnen, er ist nicht dein!“
Sein Schwur ist falsch!
O schwöre nicht falsch um ein klein Stück Land!“
Sein Schwur ist falsch!
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 575. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_575.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)