Seite:Badisches Sagenbuch II 585.jpg

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der Zorn des Königs den höchsten Gipfel der Wuth und mit gewaltiger Faust packt er die Tochter an, um sie aus der Höhle zu reißen. Aber, wehe! der Arm, woran er sie ergriffen, blieb in seiner Hand und mit gesträubtem Haar taumelte der unglückliche Vater zurück und floh voll Entsetzen wieder nach Hause. Die fromme Jungfrau warf sich vor ihrem Felsenaltare nieder und siehe, da ringelte sich eine goldene Schlange hinter demselben hervor und legte ihr heilende Kräuter, die sie mit im Munde herbeigebracht, in den Schoos. Mit diesen verband sie den ausgerissenen Arm dem Stummel wieder, der bald wieder fest anwuchs und völlig geheilt war.

Als Notburga, nach langen Jahren, von vielen Andächtigen aus der Gegend umgeben, ihre reine Seele auf ihrem kalten steinernen Lager aushauchte, sah man helle farbenstrahlende Flammen über der Höhle wallen. Ihr Leichnam wurde nach Hochhausen gebracht und in der dortigen Kapelle beigesetzt, wo noch ihr Grab zu sehen. Ihr Bild liegt in Stein ausgehauen auf dessen Platte, das Haupt geschmückt mit der königlichen Krone. Neben ihr ruht die Schlange mit den Kräutern. Früher war das Grab durch ein mit Lilien verziertes Gitter geschlossen. Auf dem Altarblatte und dessen beiden Flügeln ist ihre Geschichte abgebildet.

Im Jahr 1517, unter Papst Leo X, wurde das Grab geöffnet. Zugegen waren Bischof Reinhard von Worms, Eberhard Horneck von Hornberg mit seinen Söhnen, Hans von Stein und die Brüder Geyling von Altheim. Man fand den Leichnam noch unversehrt.


Andere Sage.

Auf der alten Burg Hornberg am Neckar, wo Götz von Berlichingen starb, wohnte vor Zeiten ein mächtiger Fürst, dessen einzige Tochter, Notburga, an einen tapferen Ritter verlobt war, der aber einem Zuge nach dem heiligen Lande sich anschloß, von dem er nie wieder zurückkehrte. Die holdselige Jungfrau trauerte um ihn, wie eine Wittwe, und wollte von einer anderen Heirath nichts hören. Aber ihr Vater,

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_585.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)