Seite:Badisches Sagenbuch II 609.jpg

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vorgeschrieben sind; denn die Jungfrauen waren wirklich eingeschlummert, aber nur um jenseits, in den Gefilden des ewigen Friedens, wieder zu erwachen. Kaum waren die letzten Einsegnungsworte über die Lippen des Greises, als die Hunnen hereinstürzten, aber bei dem Anblick der dreizehn Särge wie starr vor Schrecken stehen blieben. Der Greis hatte sich in eine hohe zürnende Jünglingsgestalt verwandelt, die mit drohendem Winke die Hand nach den Feinden streckte. Eine Strahlenglorie umwob seine Locken und über die weißen Gesichter der todten Jungfrauen ergoß sich ein güldener Schimmer. Von namenloser Angst ergriffen, stürzten die Kriegsknechte aus Kapelle und Kloster fort, Keiner mehr es wagend, dem Gipfel des Berges wieder zu nahen. Als endlich das Land von den wilden Horden gesäubert war, kehrten die Umwohner des Klosters nach und nach in ihre Hutten zurück und wollten auch, nach alter Gewohnheit, dem Gottesdienst auf dem Berge wieder beiwohnen, allein sie fanden zu ihrem Staunen alle Zellen verlassen und in der Kirche dreizehn frischgelegte Gruftplatten, alle mit Kreuzen bezeichnet, worauf die Namen der dreizehn Jungfrauen und ihrer Priorin zu lesen waren.

Al. Schreiber.
(Siehe dessen „Sagen etc.“)


Die Nonne zu Dallau.

„Leb wohl, du Treugeliebte!
Ich ziehe fort von hier
Nach dem gelobten Lande,
Dort fleh’ ich Sühnung mir.

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Wenn ich an des Erlösers Grabe

Für meine Seel’ gebetet habe.
Dann kehr’ ich treu zurück zu dir.“

Und fort zog er mit Eile,
In einem härnen Kleid,

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Sie sah ihm nach mit Weinen
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 609. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_609.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)