Seite:Badisches Sagenbuch II 646.jpg

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Das Panzerhemd zerreißt, die Spangen springen,
Hier rauscht ein Blutquell von des Helmes Band,
Und wüthend zischen hoch herab die Streiche,
Denn jeder Kämpfer fodert eine Leiche.

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Jetzt Rosenberg! jetzt naht sich Deine Stunde! –

Des Grafen Flamberg blitzt und Funken fliehn,
Dem Gegner schlägt er eine tiefe Wunde,
Und rasselnd stürzt der Ries’ zu Boden hin.
Asmus löst ihm den Helm, beugt sich zum Munde

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Des Ueberwundenen und fraget ihn:

„Fühlst du ob deiner frechen Rede Reue? –“
„Nein!“ – knirschet Kunz – „ein Narr nur glaubt an Treue!“

Da strömt erneute Kraft durch Asmus’ Glieder,
Er faßt den Sträubenden, spricht: „Ich erbarm’

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Mich Deiner!“ – trägt ihn zu der Tauber nieder –

Da drängt sich froh herbei der Bürger Schwarm,
Und Jubelruf schallt aus der Stadt, tönt wieder
Vom hohen Schloß, als sie des Grafen Arm
Dreimal den Feind sehn tauchen in die Wellen,

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Und hoch dann an das Gegenufer schnellen.


Die Wunde brachte nicht den Tod dem Riesen,
Allein gebrochen war sein frecher Muth;
Nicht sann er mehr auf Schimpf und Blutvergießen
Und zehrte hin in selbstverbißner Wuth.

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Graf Asmus aber und die Seinen ließen

Nicht ab, dem Herrn zu danken mild und gut,
Und täglich, um des Kampfes wilde Stunde,
Erklang das Glöcklein mahnend in die Runde.


Noch jetzt, wo über Wertheims Paradiese

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Die Mittagsonne Segenstrahlen webt,

Und über Waldung, Weingebirg und Wiese
Der Vöglein Chor mit Jubelliedern schwebt;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 646. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_646.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)