Seite:Badisches Sagenbuch II 650.jpg

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Die ähnlichen Frauen.

Ein Graf von Wertheim that nach dem Tode seiner Frau, die er innigst lieb hatte, das Gelübde, nicht wieder zu heirathen, es sey denn, daß er eine Frau fände, welche der Verstorbenen ganz ähnlich sähe. Er suchte lange nach einer Solchen umher, bis er endlich eine fand und sich mit ihr vermählte.

Auf seinem Grabstein in der Wertheimer Stadtkirche ist er nebst seinen beiden Frauen, die einander ganz ähnlich von Angesicht sind, ausgehauen; das Bild der Erstern trägt einen Rosenkranz in der Hand.

(Siehe Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)


Der Hirsch zu Wertheim.

Im vorigen Jahrhundert geschah es, daß sich ein Hirsch zum alten Bergschloß in Wertheim verirrte. Fürst Karl Thomas ersah ihn aus seiner Hofhaltung im Thale, und streckte ihn, als er eben über einen Rebstock sprang, durch einen Schuß aus dem obersten Stockwerk zu Boden. Wegen dieses gelungenen Schusses gab der Fürst seiner Dienerschaft ein Fest, wobei der Hirsch verzehrt wurde; auch ließ er auf dem Platze, wo derselbe gefallen, das Standbild eines Hirsches, der über einen traubenvollen Weinstock setzt, errichten. Dieses steht noch heute; der Graben heißt davon der Hirschgraben und dessen Thor das Hirschthor.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernh. Baader in Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)


Die rettende Glocke.

„Auf, hinaus in den Wald! In das herrliche Grün, zu den duftenden Tannen und Eichen,
Wo das Vögelein singt und das Hirschlein springt in den lustigen, freien Bereichen!

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 650. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_650.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)