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es sey einst ein Schiff von den Lucaischen Inseln, wo dergleichen Unmenschlichkeiten häufig begangen wurden, bis nach Hispaniola, welches sechszig bis siebenzig Meilen davon liegt, ohne Kompaß und Seekarte geseegelt, weil ihm der Lauf, welchen es nehmen mußte, von den Leichnamen der Indianer vorgezeichnet worden sey, die man aus den Schiffen ins Meer gestürzt hatte.

Wenn nun diese Unglücklichen auf der Insel, wo man sie verkaufen will, ausgeschifft werden, dann muß vollends jedem, der nur einen Funken von Gefühl besitzt, das Herz bluten, wenn er diese nackten hungrigen Leute siehet; wenn er wahrnimmt, wie Kinder und Greise, Männer und Weiber, vor Hunger entkräftet zu Boden sinken. Dann sondert man sie ab wie die Schafe, trennt die Väter von ihren Kindern, die Weiber von ihren Männern; theilt sie in Haufen von zehn bis zwanzig Personen, und wirft das Loos über sie. Hierauf bekommen die ruchlosen Armadoren ihr Theil; so pflegt man diejenigen zu nennen, welche Geld zusammenschießen, eine Armade von zwei bis drei Schiffen ausrüsten, und die schändlichen Räuber bezahlen, die jene

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Bartolomé de Las Casas: Die Verheerung Westindiens. Christian Friedrich Himburg, Berlin 1790, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bartolom%C3%A9_de_Las_Casas-Die_Verheerung_Westindiens_1790.pdf/139&oldid=- (Version vom 31.7.2018)