Seite:Bartolomé de Las Casas-Die Verheerung Westindiens 1790.pdf/5

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sey. Es sind Leute von schwächlicher zarter Leibesbeschaffenheit, sie können nicht viel Beschwerden ertragen, und sterben leicht an der geringsten Unpäßlichkeit. Fürstensöhne und Leute von Stande, die bey uns in Ueppigkeit und Wohlleben erzogen wurden, sind vielleicht nicht so schwächlich, wie diejenigen, die bei ihnen unter die Klasse der Tagelöhner gerechnet werden. Sie sind hiernächst sehr arme Leute, besitzen wenig von den Gütern der Erde und trachten auch nicht darnach; deswegen sind sie auch weder stolz, noch hoffärtig, noch habsüchtig. Ihre Nahrung ist von der Art, daß selbst die heiligen Väter in der Wüste nicht spärlicher, armseliger, kümmerlicher gelebt haben mögen. Ihre Kleidung ist gewöhnlich ein Stück Fell, womit sie die Schaam bedecken; wenn es hoch kommt, so tragen sie einen Mantel von baumwollen Zeug, der etwa anderthalb oder zwei Varas ins Gevierte enthält. Ihr Lager besteht aus einer Matte von Schilf; höchstens schlafen sie in Decken, die wie Netze aufgehangen, und von den Einwohnern der Insel Hispaniola Hamacas genannt werden. Sie sind von schnellem, unbefangenem, durchdringendem Fassungsvermögen;

Empfohlene Zitierweise:
Bartolomé de Las Casas: Die Verheerung Westindiens. Christian Friedrich Himburg, Berlin 1790, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bartolom%C3%A9_de_Las_Casas-Die_Verheerung_Westindiens_1790.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)