Seite:Bauernburgen in Dithmarschen 11.jpg

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der Hand, daß diese angeblichen historischen Data, von denen während der verflossenen fünf Jahrhunderte keine einzige Quelle etwas wußte, erst von Hans Detleff erfunden sind, weil er es für nothwendig hielt, die Existenz einer zweiten Grafenburg zu erklären[1].

In der Sage von der Stellerburg erkennen wie den altherkömmlichen Festzug der Frühlingsfeier (Maigrafenfest[2]), welcher nach der verwandten lübekischen Sage auch die dänische Burg zu Lübek überrumpelt hat. Damit ist die weitverbreitete Wandersage von dem wandelnden Walde[3] verschmolzen, die aus Shakespeare’s Macbeth am bekanntesten ist. Seit Hans Detleff’s Zeiten sind noch zwei sagenhafte Züge aus der Bökelnburg hieher übertragen: der Verrath der Elster und der Tod der Gräfin, nach welcher der Wassertümpel in der Stellerburg den Namen Dortjen-Sood (Dorotheen-Brunnen[4]) erhalten hat.

Bei der Bökelnburger Herbstsage sind besonders zwei Züge hervorzuheben. Während doch die Geschichte verbürgt, daß Graf Rudolf am 15. März umkam, verlegt die Sage

  1. Bolten Bd. II S. 181–83 hat diese Sagengeschichte mit richtiger Kritik behandelt; nichtsdestoweniger fiel Dahlmann in den alten Irrthum zurück. Hans Detleff (bei Neocorus Bd. II S. 468) erzählt auch von einer im J. 1509 auf der Stellerburg abgehaltenen Landesversammlung; aber die Notiz verdient schwerlich Glauben.
  2. Vgl. Grimm: „Deutsche Mythologie“ Kap. 24 („Sommer und Winter“).
  3. „Quellen des Shakespeare“ von Echtermeyer, Henschel und Simrock Bd. III S. 41 und 274 uff. Weitere literarische Nachweisungen geben Lappenberg, Geschichte von England Bd. II S. 65 und Müllenhoff a. a. O. In Holstein wiederholt sich die Sage von dem wandelnden Walde auf der Iloh-Haide an der Bünzener Au, wo Graf Gerhard der Große 1317 die Dithmarscher überfiel; vgl. Presbyter Bremensis Kap. XVIII, S. 50 und Müllenhoff’s Sagen Nr. X, S. 14.
  4. Das erinnert an den Schluß jenes nordfriesischen Liedes (bei Müllenhoff, Einleitung S. XXXIII), der in deutscher Uebersetzung lautet:

    Das Trinchen ward geworfen in einen tiefen Sood,
    Das war sein Dunenbett nach dem Tod.

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Heinrich Handelmann: Zwei Bauernburgen in Dithmarschen. In: Zeitschrift der Gesellschaft für die Geschichte der Herzogthümer Schleswig, Holsteinische und Lauenburg. Band XXV, Vierte Folge, Seite 3 - 16, Commissions-Verlag der Universitätsbuchhandlung, Kiel 1873, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bauernburgen_in_Dithmarschen_11.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)