sein, wenn unten und oben im Gebüsche die Nachtigallen schlagen. Im Laubwalde oben, durch den wir auch unseren Rückweg, nur in einer andern Richtung, nahmen,
wuchsen verschiedene Arten von Bäumen und Sträuchern. Mir gefielen besonders die stolzen Eichen und wilden Rosenhecken, deren Blüten einen milden Duft verbreiteten. Hinter dem Walde kamen wir beim Karom-Gesinde heraus, das, von Gebüsch umgeben, in einem kleinen Tale an einem Vergißmeinnichtgeschmückten Bächlein lag. — Nach dem Spaziergange nahmen wir von Amt-Kandau Abschied, und per Achse ging es über Kandau und Stempelhof weiter. Bald erreichten wir einen
Nadelwald. Mitten drin lag rechts ein jüdischer Friedhof mit den kleinen, eigenartigen Grabhäuschen. Bei einem andern Friedhof verließen wir den Wald. Wieder lag das schöne Abantal vor uns, in das der Weg hinabführte. Die Abanufer waren hier von Gebüsch umrahmt. Beim Flossenkruge, gegenüber dem hochgelegenen Gute Hohenberg, wurde halt gemacht. Dann ging es wieder bergan. Oben hatte man
einen herrlichen Ausblick auf das soeben verlassene Tal. Über dem Walde sah man die Turmspitze der 8 Werst entfernten Kandauschen Kirche blinken. Gleich darauf näherten wir uns, wieder in das Tal hinunterfahrend, dem zwischen der Aban und den hohen Talwänden freundlich gelegenen Zabeln mit seiner hochragenden weißen Kirche. Im Städtchen, wo uns wieder eine Synagoge auffiel, wandten wir uns nach rechts,
fuhren zwischen dem hohen Schloßberge und dem niedrigeren, fichtenbestandenen Friedhofsberge bergan und dann landeinwärts durch Wald und Feld nach dem 3 Werst entfernten Livenhof, wo unser Kommilitone L. zu Hause war.
23. Juni. Livenhof lag auf einer kleinen, an den Seiten abgeflachten Anhöhe. Zum Gütchen gehörten über
- ↑ Sprich Talßen!
Edgar Baumann: Im Gottesländchen. In Kommission bei Kluge und Ströhm [et al.], Reval [et al.] 1904, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BaumannImGottesl%C3%A4ndchen.pdf/18&oldid=- (Version vom 9.3.2019)