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Haine und Gebüsche. In der Richtung nach Saßmacken blinken verschwommen ferne Wälder. Links schimmert zwischen grünem Laube das Herrenhaus von Postenden, ein großes, weißes, schloßartiges Gebäude mit einer säulengetragenen Vorderfassade. Heu wird eingeführt. Vöglein zwitschern. Dort auf der Weide sang eben ein Hütermädchen ein Volkslied. Auf der nahen Goldinger Chaussee erhebt sich hinter einem Gefährt eine große Staubwolke: das einzige Störende in der friedlichen Sommerlandschaft.“ Um die Zeit des Sonnenunterganges begleiteten wir Herrn B., der hier zum Besuche gewesen war und nach Kandau zurückfuhr. Diesmal ging es die Tuckumer Chaussee entlang. Ganz nahe bei Talsen sahen wir zur Linken sich mächtige, bewaldete Höhen erheben: die Berge der Talsenschen Schweiz. Weiterhin gab es so manche schöne Partien, die unsere Blicke auf sich lenkten. Das waren kleine, niedliche Silberseen, die vom Tannenwalde oder von grünen Hügeln eingefaßt wurden, wobei sich in ihren lichten Fluten Wald, Gesinde und das darüber ausgebreitete Abendrot spiegelten. Im Adlerkruge, wo der Weg nach Windau abzweigt, 7 Werst hinter Talsen, wurde gerastet und Abschied genommen. Erst nach Mitternacht ging es bei Nebel und Mondenschein in geschärftem Trabe nach Talsen und Feldhof zurück.


Belehrend und interessant war für den Städter ein Gang mit Herrn R. durch die Hafer- und Weizenfelder von Feldhof zu einer Anhöhe in nächster Nähe von Talsen, bis zu der die Ländereien des Gutes reichten. Hier konnten wir ganz Feldhof und Althof übersehen, deren Felder und Wiesen sich bis zum Horizonte drüben jenseit der Landstraße erstreckten. Weite Flächen waren mit frisch gemähtem Klee bedeckt, der einen angenehmen Geruch verbreitete. An einigen Stellen

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Edgar Baumann: Im Gottesländchen. In Kommission bei Kluge und Ströhm [et al.], Reval [et al.] 1904, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BaumannImGottesl%C3%A4ndchen.pdf/28&oldid=- (Version vom 12.12.2020)