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„Es flimmern die schäumenden Wellen
Im Mittagssonnenschein,
Und rauschend zum Strande, zerschellen
Sie dort beim Felsgestein.
     Es ruhen die uralten Blöcke
     Schon lange im Ufersand;
     Der eine, ein nordischer Recke,
     Mahnt mich an sein Vaterland.
Am Rande des wogenden Weltmeers
Alt-Norge[1] sich stolz erhebt;
Seit vielen Jahrhunderten dorten
Ein mutiges Völklein lebt.
     Trotz Wetter und Sturm und Gefahren
     Auf Gott es fest vertraut;
     Sein Haus steht auf felsigem Grunde,
     Nicht wankendem, fest gebaut.
So harrt es dort aus, das Völklein,
Ein Riese an Kraft und an Mut;
So harrt es dort aus wie im Winter,
So auch in der Sommerglut.
     Der Felsstein an unserem Strande,
     Dort seine Wiege stand,
     Nun ruht er fern hier im Sande,
     Mahnt mich an sein Vaterland.“

Kalleten zog sich weit am Ufer hin. Es war ein an­sehnliches zu Nogallen gehörendes Dorf mit einer lutherischen Kirche, einem Baptisten-Bethaus und einem Kruge. Die Besitzer von Waldegahlen und Nogallen, beide Barone Fircks und Brüder wohnen hier im Sommer. Sie hatten sich einen Damm aus Felsblöcken ins Meer errichten lassen, auf dem ein Badehäuschen stand. Auch andere Familien aus Talsen, Saßmacken und anderen Orten genießen hier im Sommer das stärkende Meerbad. Eifrig wurde hier der Schiffsbau betrie­ben. Unlängst sollten 7 Schiffe vom Stapel gelassen worden

  1. Norwegen.
Empfohlene Zitierweise:
Edgar Baumann: Im Gottesländchen. In Kommission bei Kluge und Ströhm [et al.], Reval [et al.] 1904, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BaumannImGottesl%C3%A4ndchen.pdf/65&oldid=- (Version vom 12.12.2020)