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Landeinwärts.

16. Juli. In der Morgenstunde verließen wir Angern. Am Rande der Lichtung, wo das Dorf lag, warf ich bei einem goldenen Kornfelde noch einen Blick auf seine Kirche und Häuser. Darauf fuhren wir in Wald hinein. Allmählich wurde die Gegend hügeliger. Der Wald, der uns lange begleitet hatte, hörte wieder auf, und der Weg führte durch gutes Getreide- und Wiesenland. Das erste größere Gut am Wege war Riddelsdorf, das bis vor kurzem einem Grafen L. gehört hatte, der ein ausgezeichneter Landwirt gewesen sein und selbst täglich alles inspiziert haben soll. Weiterhin fiel uns durch seine schöne Lage in bergiger Gegend an einem Teiche, wo stolze Schwäne schwammen, das vorzüglich gehaltene, einem Engländer gehörige Gut Rinseln auf. Das weidende Vieh war hier mit Herdenglöckchen versehen, die harmonisch durcheinanderklangen. Nun wurde die Gegend sehr bergig, romantisch. Bald erblickten wir in der Ferne die hochgelegene, stattliche Kirche vom Selgerben. Dort kehrten wir beim Lehrer, einem großen Bienenzüchter, ein, der uns mit echtem kurischen Honig an Ort und Stelle bewirtete. Zum Bau der Kirche habe, wie man mir erzählte, Graf L., der bei der Bevölkerung sehr beliebt gewesen sei, 20,000 Rbl. gespendet. Der Silberkranz, den die Gemeinden der Umgegend auf sein Grab gelegt hatten, hing rechts vom Altare. Vom Kirchberge aus hatte man eine

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Edgar Baumann: Im Gottesländchen. In Kommission bei Kluge und Ströhm [et al.], Reval [et al.] 1904, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BaumannImGottesl%C3%A4ndchen.pdf/75&oldid=- (Version vom 13.12.2020)