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18. Anweisung nebst Formel, „wie man das Gold auftun soll“.

Gehe hinzu, falle nieder auf die Knie und bete fünf Vaterunser, drei Ave Maria und einen Glauben. Dies bete zu Gott in seiner Dreifaltigkeit und unser lieben Frauen Elend. Und nimm ein kleines altes Röckchen und hänge es über die Grube, das Bergmännchen holt es schon. Darnach mache drei Kreuze vor dich und sprich: „Ich beschwöre dich bei der Kraft Gottes und bei der Menschwerdung Jesu Christi, daß du aufgehest, als Christus ist aufgegangen an dem heiligen † und hat erlöst das menschliche Geschlecht. Also müssen aufgehen alle Bande, Kies, Stahl, Eisen, Gold, Silber und alle verdammte Dinge, als Christus ist aufgefahren und uns von der Hand Adams erlöst. Das gebiete ich dir bei Gott dem Vater und Gott dem Sohne und Gott dem heiligen Geiste! Amen.” So wirst du wahrhaftig sehen, daß sich die Grube und das Versetzte wird auftun und ledig werden.

19. Der Tromberg und die Budissiner Wasserkunst.

a) Vor langen Jahren hatte ein Mechanikus vom Stadtrate zu Bautzen den Auftrag bekommen, die Stadt mit Wasser aus dem Flusse zu versehen, da aber das Werk sehr kostspielig war, sich verpflichtet, seinen Kopf herzugeben, wenn es nicht gehe. Er hatte einen der Türme der Ringmauer benutzt, durch eine sogen. Kunst das Wasser in die Höhe treiben und in die Stadt leiten wollen. Das Werk ging jedoch nicht. Man setzte den Erbauer fest und wollte ihn töten. Indessen glückte es ihm, nächtlicherweise zu entwischen und nach einem nahen Berge bei Ebendörfel zu entkommen. Von Müdigkeit ergriffen setzte er sich nieder und schlief ein. Da träumte ihm, daß in einer der Röhren seiner Wasserkunst eine Ratte steckte und infolgedessen das Werk verstopft sei. Er beschloß beim Erwachen, sich dem Rate zu stellen, und bat diesen, nochmals das Werk untersuchen zu dürfen. Dies wurde ihm gestattet. Er fand wirklich die Ratte, zog sie heraus und die Wasserkunst ging von dieser Zeit an. Im Volksmunde hieß aber fortan der Berg der Traumberg, woraus Tromberg oder Thronberg wurde.[WS 1]

b) Die schon längere Zeit benutzte Wasserkunst soll einst versagt haben, ohne daß man die Ursache ermitteln konnte. Da war um diese Zeit auf dem jetzigen Thronberge in heißer Mittagsstunde ein Handwerksbursche eingeschlafen. Derselbe träumte, daß an einer bestimmten Stelle in einem Rohre der Bautzener Wasserkunst ein großer Frosch sitze, welcher den Wasserzufluß hindere. Er teilte seinen Traum in Bautzen den Ratsherren mit. Diese ließen an der bezeichneten Stelle nachsehen, wo sich richtig auch der Frosch vorfand. Die Stadt hatte nun wieder Wasser. Der Handwerksbursche wurde belohnt und der Berg erhielt zur Erinnerung an den Traum den Namen Traum- oder Tromberg.

20. Der Wassermann in der Spree.

Bei der Papiermühle auf der Seidau fließt die Spree an felsigem Ufer vorüber. Diese Stelle nennt man „die Hornlose” (Kólpa). Die Seidauer Jungen baden sich dort gern, weil es sehr tief ist und erzählen sich, daß dort in der Tiefe in die Felsen lange und große Keller führen, in

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Bei dem genannten Berg handelt es sich um den Drohmberg, auch Thromberg, Thronberg oder Traumberg genannt, bei Bautzen.
Empfohlene Zitierweise:
: Bautzener Sagen. Verlag Johannes Vieweg, Leipzig 1924, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bautzener_Sagen.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.10.2023)