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doch ihre freundlichen Blicke scherzten seine Besorgnisse hinweg. Elise wurde Mutter, ein zarter Knabe, ganz der Mutter Ebenbild, lachte von ihrem Schooß den Vater an. Schneller ging die Arbeit von statten, wenn der rosenwangige Kleine zu der Eltern Füßen saß, und mit alten Stiefeln und Pantoffeln spielte. So schwand ein Jahr ruhig hin; Ueberfluß war zwar nie in das kleine Haus gekommen, aber Liebe und Gesundheit hatten die Bewohner nicht verlassen, Zufriedenheit und froher Sinn oft das kärgliche Mahl gewürzt. Ein zweites Kind, ein Mädchen, hatte den kleinen Familienkreis und die Freuden des Ehepaars vermehrt; da kam ein bösartiges Fieber unter die Kinder der Stadt; es ergriff auch die Kleinen des Meister Jonas, und raffte schnell das Mädchen hinweg. Vier Wochen beteten am Krankenlager des Knaben die bekümmerten Eltern, denen schon der Tod des ersten Kindes das Herz gebrochen hatte; doch vergebens war ihr Flehen, des Todtes Engel führte den Knaben zum Himmel empor, wo das Schwesterseelchen, auf Rosenwölkchen schwebend, ihm entgegen kam. Sanfte Blässe überzog des Knaben Gesicht, sein

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)