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schwarzlederne Mützchen vom Haupte, faltete die Hände und las aus der aufgeschlagenen Bibel andächtig die Verse des 90sten Psalms:

„Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge worden, und die Erde und die Welt geschaffen worden, bist du Gott von Ewigkeit.

„Der du die Menschen lässest sterben, und sprichst: Kommt wieder Menschenkinder. Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. –

„Du lässest sie dahin fahren wie einen Strom, und sind wie ein Schlaf, gleich wie ein Gras, das doch bald welk wird.“ „Das da „frühe blühet, und bald welk wird, und –“– „„Feuer!““ Feuer! tönte es angstvoll über die Straße,“ Feuer! Feuer! rief es wieder, Menschen liefen über die Gassen, Trommeln rasselten und die Glocken heulten mit dem Sturm in die Wette den grausigen Weheruf; entsetzt stieß Mstr. Jonas den Laden auf, da fiel des Himmels blutrother Schein in das kleine Stübchen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/123&oldid=- (Version vom 31.7.2018)