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faßte den vor Angst stumm gewordenen Jonas bei der Hand, und führte ihn hindurch, und schnell schloß sich das enge Pförtchen wieder; Jonas hielt sich kaum aufrecht, denn nun war er ja abgeschnitten von der Welt, lebendig begraben; aber sein Führer leitete ihn sicher eine zahllose Menge Stufen hinunter, immer tiefer und tiefer.

Sanfte Dämmerung herrschte auf der weiten Ebene, die sie jetzt betraten; die Farbe des Himmels war nicht zu erkennen, grün und blau und grau in einander vermischt, keine Sonne schien, kein Mond. Ueppiges Moos bedeckte den Boden, von silberhellen Murmelbächen durchschnitten; tiefe Stille herrschte rings um, nur zuweilen klang es aus unsichtbarer Ferne wie Saitentöne; sehen konnte man nicht weit, silbergraue Nebelflöre hüllten alle Gegenstände in ein magisches Dämmerlicht.

Fürchte Dich nicht, sprach Hügelpatsch zum Jonas, Du bist im unterirdischen Reiche des Zwergenkönigs Bohelier, welcher der Gute genannt wird, und Dir soll kein Leid widerfahren.

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/133&oldid=- (Version vom 31.7.2018)