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kräftig und blühend, wie Uller, des Donnergottes Sohn; ihm hatte Wale selbst den Bogen spannen gelehrt; mit leichter Mühe schleuderte er ein centnerschweres Felßstück von der Höhe, wo sein Vater wohnte, auf den Nachbarberg, wo Atahulfs Krystallburg stand, die in ihrem Schooß sein liebstes barg. – Während sein Vater tief unten in den Höhlen finstern Zauberwerken oblag, und der Natur tiefste Geheimnisse zu schädlichen Zwecken zu erforschen strebte, durchstrich er rastlos Wald und Flur, und manchen riesigen Eber, manchen grimmigen Bär erlegte seine tapfere Hand, oft auch erreichte sein Pfeil den stattlichen Aar, der auf dem höchsten Felsengipfel horstete.

Zwischen den beiden Nachbarbergen sprang eine Quelle, hellsprudelnd wie der Mimerborn, am Fuße der Esche Ygdrasil, die ihre Zweige breitete durch die ganze Welt; oft kam Egil zu der von heiligen Eichen umschatteten Quelle, und rastete auf üppig grünendem, schwellenden Moose in den heiligen Schatten. – Mit Wohlgefallen blickte sie in die krystallene Fläche, wo sich ungestört, ungetrübt, ihr wunderliebliches Bild abspiegelte.

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/154&oldid=- (Version vom 29.8.2018)