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jedem Thautropfen ihm anzulächeln schien, ritt er den ganzen Tag in der Gegend umher. So trieb er es auch den zweiten Tag. Siegismar wußte gar nicht, wie es kam, daß sein Herr einsylbig war, und doch aus seinen Gesicht eine stille Freude strahlte. Da aber der Gute nichts zu thun hatte, so brachte er eine ganze Stunde mit Nachsinnen[D 1] zu, und die Frucht desselben war, daß er, so zu sagen den Nagel auf den Kopf traf. „Mein Herr ist eigentlich in Minne befangen“ brummte er mit zufriednen Gesicht, und labte[D 2] seinen durch das angestrengte Denken abgematteten[D 3] Geist mit einen Krügelchen[D 4] Weines, mit welchem er die aufsteigende Frage: in wem? hinabschwemmte, denn Neugier war seine Sache nicht, aber er beschloß doch, sich auf Kundschaft zu legen.

Als er am dritten Morgen abermals von dem Ritter aus dem süßen Rausch geweckt wurde, murrte er halblaut vor sich hin: Auf der andern Seite kann ich gar nicht schlafen, wenn das so fort geht, und als er den Herrn wappnete, und diesem seinen schönsten Schmuck

Anmerkungen (D)

  1. Druckfehlerberichtung Seite 166: Nachsinnen st. Nachtsinnen.
  2. Druckfehlerberichtung Seite 166: labte st. lebte.
  3. Druckfehlerberichtung Seite 166: abgematteten st. abgemattete.
  4. Druckfehlerberichtung Seite 166: Krügelchen st. Hügelten.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)