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Es ist vorbey, Du wirst nicht wieder,
Die sehn, die liebend Dich umfing;
Sie zieht Dich nicht zu sich hernieder,
An der Dein Blick so trunken hing.
Vergebens klagen meine Lieder,
Behalte Alfred meinen Ring
Er schützt Dich vor Gefahr und Noth,
Und bleibt Dir treu bis in den Tod.

Die Stimme schwieg, die Flötenklänge verzitterten leise in die säuselnde Nachtluft; einer Bildsäule gleich stand der Ritter, sein Geist scheint mit den dahinschwebenden Tönen entfliehen zu wollen. Und plötzlich ist der Ring freiwillig aus dem nassen Grabe an Alfreds Finger zurückgekehrt.

„Er bleibt Dir treu bis in den Tod!“ – seufzte er endlich aus gepreßter Brust hervor, o warum blieb ich ihr nicht so treu? und hätte ich, wie Siegismar sagt, die Liebe büßen müssen mit dem Leben, wäre es nicht ein süßer Tod gewesen, in ihren Armen zu sterben?“ – Sein Schmerzgefühl löste sich auf in milden Thränen, still weinend, an einen Baum gelehnt, nur dem unendlichen Trennungsschmerz

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)