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Stelldichein gehalten worden seyn. – Die Leichtbekleidete zitterte in der kühlen Morgenluft am ganzen Körper.

Wohl mir denn, sprach Harald und hüllte die Frierende in seinen Sammetmantel, wenn ich der Erste bin, der selig in Liebeslust und Glück der Morgensonne von diesen Höhen entgegen jubelt; mag mich dann, wie rings noch Dunkel herrscht in den Thalern unter uns, meiner Feinde Neid und Rachsucht umlagern; frey hebe ich mein Haupt nach den Strahlen Eurer Milde, und glühen auch Eure Wangen, wie die Wolken in Osten glühn; Zeugin ist mir diese Gluth von Eurer Liebe, so werdet Ihr doch auf mich am Ende die Sonnenblicke Eurer Huld werfen, wie die Sonne zuerst des Berges Gipfel bestrahlen wird.

Ihr schwärmt in Fieberschauern, sprach die erröthende Jungfrau, und wenn Ihr nicht nachlaßt mit Euern Schmeichelreden, so werde ich meinen Schleyer fallen lassen, wie die herbstliche Flur verschleyert liegt in Nebelflören.

Seht wie die Schleyer in die Thäler sinken!

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/78&oldid=- (Version vom 31.7.2018)