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Sonne nicht mehr, noch des Himmels Azurblaue; in Adelgundens Augen war sein Himmelblau, auf ihren Wangen sein Morgenroth.

Schweigend standen die Liebenden, und tranken die erfrischende Morgenluft, und würzten sie mit tausend Küssen; das Fräulein fror nicht mehr.

Jetzt war es auch Tag geworden unter ihren Füßen; in unermeßlichen Weiten schweiften die Blicke; wie Silberfäden schlängelten sich die Flüsse durch die Gefilde; wunderbar stach des Laubwaldes buntes Herbst-Kleid gegen die dunkeln Tannen und Fichtenwaldungen ab. Dort lag die Wartburg, hochragend über die Nachbarburgen, und ihre Fenster blitzten im Strahl der Morgensonne; gleich unter ihr der stattliche Matilstein, dort die Brandenburg, die Kyburg und Burg Heineck; dort der Brandenfels, und dort nach Nordost Schloß Gleichen, Mühlberg und Wachsenburg. Am äußersten Horizont verschwand in das Blau des Himmels der Harz und auf der andern Seite die ferne Rhön, während unter ihnen und in der Nähe des Thüringerwaldes

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)