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Bergkette sich ausbreitete, aus welcher des Schneekopfs weißer Gipfel hervorragte.

Es ist Tag geworden, Harald, brach endlich Adelgundis das süße Schweigen, wir müssen uns trennen; so lebe denn wohl, mein treuer Ritter, und vergiß nicht diese Stunde.

Wie sollte ich die Stunde meines höchsten Erdenglückes so schnell vergessen! sprach er liebetrunken, und küßte die Purpurwangen, und hielt sie fest an beiden Sammethändchen; sie aber drückte ihm noch einen flüchtigen Kuß auf die Lippen, riß sich los, und hinab zu den Rossen schwebte die Huldgestalt, ergriff den Jägerspieß, und ehe Harald ihr nachkam, saß sie schon bügelfest, und noch ein Lebewohl dem Geliebten zurufend, ritterlich den Spieß zum Scheidegruß senkend, trabte sie auf dem herrlich gebauten schneeweißen Rößlein von dannen. Auch Harald schwang sich zu Roß und schlug mit seinen treuen Knappen einen entgegengesetzten Weg ein.

Er war noch nicht 5 Minuten fortgeritten,

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/82&oldid=- (Version vom 31.7.2018)