Seite:Beethoven’s neunte Symphonie.pdf/11

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eigenen Abschied nach schwerer thatkräftiger Laufbahn zu bezeichnen.

Das Herrlichste und Meiste nun von dem, was ich hier aufgezählt habe, ist dem ersten großen Thema entnommen, das auf diese Weise einen immensen Reichthum zeigt. Ja es ist wohl zu behaupten, daß schon darin, daß B. diesen Satz zum Grundgedanken seiner letzten großen Symphonie macht, der sicherste Beweis für die Befähigung dieser Idee liegt. – Es kann meine Absicht nicht sein, hier Beethoven vertheidigen zu wollen; die Symphonie spricht besser für sich. („Beethoven kann schreiben“: s. Beethoven’s Brief an Ries.)[WS 1] Aber durch meine Worte Ihnen eine günstigere Ansicht über dies Allegro abzugewinnen und Andere anzuregen, mit derselben sorgfältigen Neigung in den Werken Beethoven’s zu lesen – dazu trieb mich an die Liebe, die ich dem edlen großen Meister zolle, und zu der ich gern alle leiten möchte, die Sinn haben für das Größeste und Edelste in der Kunst.

Sollten Sie fortfahren, den weiteren Verlauf der Symphonie zu besprechen, so behalte ich mir vor, Ihnen auch da Schritt für Schritt zu folgen.

Hamburg.   O.





Anmerkungen (Wikisource)

  1. Ein Zitat aus dem Anfang eines Briefes von Ludwig van Beethoven an Ferdinand Ries:
    „Wien, den 20. December 1822.
    Mein Lieber Ries!
    Ueberhäuft beschäftigt konnte ich Ihr Schreiben vom 15. November erst jetzt beantworten. – – Mit Vergnügen nehme ich den Antrag an, eine neue Sinfonie für die philharmonische Gesellschaft zu schreiben, wenn auch das Honorar von Engländern nicht im Verhältnisse mit den übrigen Nationen kann gebracht werden, so würde ich selbst umsonst für die ersten Künstler Europa’s schreiben, wäre ich nicht noch immer der arme Beethoven. Wäre ich nur in London, was wollte ich für die philharmonische Gesellschaft Alles schreiben! Denn Beethoven kann schreiben, Gott sei Dank, sonst freilich nichts in der Welt. Gibt mir nur Gott meine Gesundheit wieder, welche sich wenigstens gebessert hat, so kann ich allen den Anträgen von allen Orten Europa’s, ja sogar aus Nordamerika Genüge leisten, und ich dürfte noch auf einen grünen Zweig kommen.“
    Zitiert nach: Franz Gerhard Wegeler, Ferdinand Ries: Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven, Coblenz: Bädeker 1838, S. 154 Google