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Das Finale beginnte mit einem kurzen Tutti aller Blasinstrumente in D-Moll 3/4 Presto, welches zweimal Baß-Recitative (gleichsam das Hineinsprechen der Menschenstimme in die Instrumentenwelt vorstellend) unterbrechen. Darauf werden die Anfänge des ersten Satzes, Scherzo’s und Adagio’s, durch nicht sehr bedeutende Baßrecitative immer von einander gesondert, dem Hörer vorgeführt, welcher dadurch einen bedeutsamen Ueberblick über das Vorhergegangene erhält. Ein in jeder Hinsicht trefflicher Gedanke. – Nach dem letzten Recitative spielen S. 101 Allegro assai, D-Dur 4/4 die Bässe leise das anziehende Hauptthema des Finale (die Melodie des „Freude, schöner Götterfunken“).[WS 1] Dieser einstimmige Satz wird durch Hinzutritt des Fagotts und der Bratsche bei der Wiederholung in der höheren Octave dreistimmig, was er auch nach Hinzutritt beider Violinen bleibt. Nun ergreifen beim 4ten Male die Blasinstrumente kräftig die Melodie, wozu die Saiteninstrumente in starken Schlägen harpeggiren, was sich als Gegensatz zu dem vorhergegangenen dolce sehr gut ausnimmt. Die Zwischensätze S. 107–112 sind trocken *)[1] Die Instrumentation war bisher die gewöhnliche ohne Posaunen, nur durch ein Contrafagott verstärkt. S. 113 beginnt nach vorhergegangenem, zum Gesang auffordernden Recitativ der Baßstimmen, der Solo-Baß das: „Freude, schöner Götterfunken“, vorher abwechselnd mit dem Chorbaß den Ruf: „Freude“ anstimmend. Bald gesellen sich Chorstimmen als Refrain hinzu, und so wird die Melodie bis S. 123 gut fortgeführt, wo bei den Worten: „Freude trinken alle Wesen“, unter kurzen Trillern des Streichquartetts ein reger Vocalsatz eintritt, welchen der Chor wiederholt. – Pag. 132 (Allegro assai vivace B-Dur[WS 2] 6/8 von Fagott, Contrafagott und großer Trommel eingeleitet) hat die Piccolo-Flöte mit der Clarinette das ursprüngliche Hauptthema, wobei Becken, Triangel und große Trommel sich fleißig mit vernehmen lassen. Darauf singt, indeß die Piccolo-Flöte ihr Thema wiederholt, der Solotenor das „froh wie seine Sonnen fliegen“, in dessen beide letzte Strophen der Männerchor einstimmt. Die Vocalpartie an diesen Stellen ist ganz trocken, aber die jubelvolle Auffassung völlig gegründet, obgleich sie, vorzüglich in Bezug zur letzten Zeile, etwas militairisch scheinen könnte.


  1. *) Auch S. 109 der letzte Tact, S. 110 die ersten? D. R. [Robert Schumann]
(Schluß folgt.)



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vergl. An die Freude (Beethoven)
  2. Vorlage: B oder