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No 8. Den 27. Juli 1838.

Beethoven’s neunte Symphonie.
(Schluß.)

Mit dem Gesange schweigt auch die türkische Musik, und von Seite 145–160 steht ein lebhafter, nach D-Dur sich wendender Instrumentalzwischensatz, dem aber, wenn nicht etwa seiner Stimmenführung wegen, kein Interesse abzugewinnen ist. S. 160 singt wieder nach einer Pianissimo-Ueberleitung der ganze Chor in D-Dur 6/8 kräftig das: „Freude, schöner Götterfunken“, wogegen die Saiteninstrumente, unterstützt von dem gewöhnlichen Orchester, einen lebhaften Unisono-Contrapunct in Achteln durchführen. S. 168 Andante maestoso G-Dur 3/2 hat der Baß im unisono begleitet von der Baßposaune, das „seid umschlungen Millionen“, einfach, großartig und eindringlich, welchen Satz der ganze Chor, unter reicher schöner Figuration des Steichquartetts und Begleitung des übrigen, durch Posaunen verstärkten Orchesters wiederholt. Das folgende „Brüder über’m Sternenzelt“ von Baß und Tenor mit Begleitung der Bässe und Posaunen eingeführt, und in F-Dur vom übrigen Gesang- und Instrumentalchor auf gleiche Weise erfaßt, ist weniger anziehend. Ebenso das in B-Dur vom ganzen Chor angestimmte, fast nur von Blasinstrumenten und Cello begleitete „Ihr stürzt nieder Millionen!“ dem sich erst gegen das Ende hin alle Instrumente pianissimo tremulirend anschließen *)[1]. [/]

S. 177 (All° energico D-Dur 6/4 mit Posaunen) beginnt der Sopran das „Freude, schöner Götterfunken“, aber im Texte nur bis zur Hälfte, und hinsichtlich der Melodie nur die ersten beiden Tacte treu behaltend und progressiv durchführend, während der Alt das „seyd umschlungen Millionen“ singt, und die erste Violine letztern Gedanken figurirt, was nach und nach, wie die Vocalthemata durch alle Sing- und zum Theil Instrumentalstimmen, durch das ganze Streichquartett wandelt. Der ganze schöne Abschnitt schließt mit einem Orgelpuncte des Soprans, unter dem sämmtliche Themata übereinander gestellt werden. – Das S. 192 folgende „ihr stürzt nieder Millionen, ahnest du den Schöpfer der Welt“ ist ganz einfach, wie ahnungsvoll in dem Unermeßlichen suchend, nach und nach anschwellend und sich wieder verlierend behandelt.

S. 197 All° ma non tanto D-Dur 4/4. Nach einigen Tacten leiser Instrumentaleinleitung haben Soli und Chor abwechselnd und mit neuer, aber trockener Melodie das „Freude, Tochter aus Elysium“ im Texte verkürzt, was mit einer nur ganz einfach von Streich- und einigen Blasinstrumenten begleiteten, kurzen, reich geführten Solo-Vocalquartett-Stelle über „alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt“ schließt. Vemmittelst kurzer Instrumentalüberleitung beginnt nun S. 212 der letzte Abschnitt, prestissimo, D-Dur 4/4 mit türkischer Musik und Piccolo-Flöte, wobei der Chor jubelvoll, und in anderer als bisheriger Weise, das „seid umschlungen Millionen“ vollständig und zuletzt noch


  1. *) Diese Stelle (S. 175 zu 176) scheint uns mit obigen Worten zu gering hingestellt; sie ist von der ungeheuersten Wirkung. D. Red. [Robert Schumann]