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verehren; denn jene sind in der Freude ihres Lohnes nicht getrennt, die in der Standhaftigkeit eines ruhmvollen Leidens nicht von einander abwichen.“

Die Trierer Traditionen nennen ihre ersten Martyrer immer thebäische Soldaten des hl. Mauritius. Der Zusammenhang der fünf Martyrien ist aber nicht nur historisch durch Zeugnisse der Schriftsteller, sondern auch, wenn man sich so ausdrücken darf, geographisch bezeugt. Es liegen nämlich die Orte Agaunum, Solothurn, Trier, Bonn, Köln und Xanten in fast grader Linie neben dem Rheinlaufe, so daß sie den kürzesten Landweg von der Schweiz zur Rheinmündung oder vom Orient nach England bezeichnen. War die Legion, wie Viele behaupten, aus dem Orient berufen, um gegen die Bagauden zu kämpfen, und wurde sie, weil der Bagaudenaufstand rasch niedergeschlagen war, nach England bestimmt, wo Carausius sich als Gegenkaiser aufgeworfen hatte, dann waren Solothurn, Trier, Bonn, Köln, Xanten die Städte, durch die ihr Vortrab und ihre Quartiermacher ziehen mußten. Selbst die Zahlen der Martyrer an den verschiedenen Orten sprechen für ihre Zusammmengehörigkeit. Es sollen nämlich gestorben sein:

in Xanten 330–360
in Köln 318
in Bonn 8
in Trier 660.

Wie kommt es, daß die Zahlen so stimmen, daß auf Xanten und Köln je eine Cohorte kommt, und daß Trier, die Hauptstadt der Rheingegenden, zwei Cohorten hat? Das gibt doch, wenn man alle andern Quellen hinzunimmt, einen neuen Wink, daß es sich um das Martyrthum einer auf dem Marsche befindlichen Legion handelt[1].

Wenden wir uns nun zum Untersatz, in dem aus den sechs Martyrien vier als besonders klar beglaubigt hervorgehoben werden. Die historische Sicherheit des Hauptmartyriums in Agaunum ist oben klar erwiesen. Für das Martyrium in Solothurn steht der hl. Eucherius als unabweisbarer Zeuge ein. Das Kölner Martyrium ist im sechsten Jahrhundert


  1. Acta Sanctor. Octob. II. p. 341; V. 25. An andern Orten werden zusammen noch circa 25 Martyrer erwähnt, die vielleicht in der Flucht ihre Rettung gesucht hatten, aber von den Verfolgern eingeholt wurden. Rechnet man zu einer Legion 6600 Mann, so bleiben für Agaunum immer noch 6600 – (25 + 660 + 8 + 318 + 330) = 5259, gewiß genug, um den Satz wahr zu lassen: In Agaunum wurde die thebäische Legion niedergemetzelt. Wir bemerken ausdrücklich, daß die angegebenen Zahlen späteren Zeugnissen entstammen und daß der Hinweis auf sie kein Beweis, sondern nur eine Bestätigung des Beweises sein soll.
Empfohlene Zitierweise:
Stephan Beissel: Das Martyrthum des hl. Victor und seiner Genossen. Freiburg im Breisgau: Herder, 1889, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beissel_Das_Martyrthum_des_hl._Victor_und_seiner_Genossen.djvu/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)