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der h. Eulalia (S. 10). Etwas weniger deutlich ist die Erzählung von der Taubenschar, die den Leichenzug der Jungfrau Georgia in Clermont begleitet (Conf. 33). Der Bildung der Sage liegt wohl die Anschauung zu Grunde, daß die Seelen anderer Jungfrauen und Gefährtinnen, die ihr im Tode vorangegangen, sie an der Schwelle des Jenseits empfangen. Auf diese Verwandlung müssen auch wohl alle jene Sagen zurückgeführt werden, in denen Tiere in irgend einer Weise Menschen führen und leiten, sich gewissermaßen als vernünftiger erweisen. Die Burgunder hatten Brioude (am Allier) erobert. Tunc Hillidius quidam a Vellavo (Le Velay) veniens et, ut aiunt, commonitione columbae alitis incitatus, super eos inruit… Quod ne quis dubitet hanc beati Martyris (Juliani) fuisse victoriam, sed insinuatio columbae aliquod misterium fuisse creditur virtutis divinae. Nam veniente Hillidio, haec in obviam venit; cum ille, ut adsolet, aliquid demoraretur, haec in circuitu illius volitabat, illoque progrediente, ista praecedebat et revertebatur in obviam, quasi accelerare deprecans iter… Sed et ipso pugnante, columba, semper circa eum est visa decurrere. Quod ne quis invideat confictum de columba et homini praestitum christiano, cum Horosius consolem Romanum, id est Marcum Valerium, a corvo alite scribat adjutum (Juliani 7). Bei Thiers (Puy-de-Dôme[WS 1]) fanden verirrte Kühe das verborgene Grab des h. Genesius (Martyrum 66). Bei Reims sollte ein Priester Reliquien von Heiligen nach deren Basilika bringen. Er läßt sich durch die Bitten einer Frau bewegen, ihr davon abzugeben. Sein Roß steht aber still und ist nicht von der Stelle zu bringen, bis er die Reliquien der Frau wieder abgenommen hat (Martyrum 54). Wenn Reiter es versäumen bei einer Kapelle zu beten, sind die Pferde nicht zu vermögen weiter zu gehen (bei Tours Conf. 8, bei Clermont Conf. 32). Freilich lehnen sich diese Sagen auch an entsprechende Stellen aus dem alten Testamente an. Ein Falke (milvus) entreißt einem reich gewordenen Weinfälscher das Geld mit der roten Börse und wirft es in die Saône (Conf. 110). Etwas anders verhält es sich mit den rasenden Rossen des Königs Charibert in der mit Unrecht besetzten Klosterwiese des h. Martin zu Nazelles bei Tours. Et frementes ad invicem, disruptis locis, per plana prosiliunt et in fugam vertuntur; et sic male dispersi, alii excaecantur, alii rupibus praecipitantur, alii sepibus ingerentes, palorum acuminibus ultro transfodiuntur (Martini I 29). Zur Bildung dieser Sage mag der Glaube beigetragen haben, der noch jetzt in manchen Gegenden Frankreichs herrscht, daß koboldartige Wesen (lutins, follets) sich mit der Pflege der Pferde befassen und sie ganz beherrschen (Monnier 653, De Nore 213). Meist zeigen sie ihre Gegenwart oder Macht nur in harmloser Weise, doch zeigen sie sich auch schelmisch und rachsüchtig (Monnier 647 ff.). Auch Dämonen trieben die Tiere zur Raserei vgl. S. 17 (Sulpicius Severus Dialogus II 9).

Wie die Seelen so verwandeln sich auch Dämonen in Tiere. Unweit Tours lebte der Abt Venantius, welcher et ipsis daemonibus saepius inpulsatus est, sed victor in certamine perstitit. Nam surgente eo quadam nocte de stratu suo, vidit duos arietes magnos suis foribus adsistentes, quasi praestolantes adventum ejus. Quo viso, furibundi ad eum cum impetu valido diregunt. At ille signum crucis opponens, illis evaniscentibus, absque metu oratorium est ingressus (Patrum XVI 3). Dem Nicetius von Trier erschien ein schwarzer Schatten mit Augen in modum tauri petulantis… At ille facto signo crucis econtra, in modum fumi ascendentis evanuit (XVII 3). Als Frösche quälten die Dämonen den zum Trunke neigenden Landulfus aus Vienne (Martini II 18). Aus dem Orient hat Gregor die Sage aufgenommen von sieben Dämonen, die in Hunde verwandelt

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Puy-de Dôme