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nisi locum tegeret, anno praesenti ab hoc saeculo migraret. Er baut nun dort eine Kapelle und bittet den Bischof Eufronius, sie zu weihen. Dieser entschuldigt sich wegen seines hohen Alters und des schlechten Zustandes der Wege im Winter. Verum ubi sacerdos membra quieti laxavit, vidit duas virgines adstare sibi, quarum senior tristi vultu sic infit: „Quid tibi ingratae extetimus? Quid moleste intulimus regioni tibi a Deo commissae?… Veni nunc obsecramus per nomen omnipotentis Dei, cujus nos sumus ancillae“… Als er nun hingeht, hört Wind und Regen auf. Von den Jungfrauen unam quidem dicebat prolixiorem, alteram minorem statu, non merito, utramque tamen nive candidiorem. Quarum unam Mauram, Brittam alteram vocitabat, dicens se ab earum ore haec nomina cognovisse Conf. 18. In mancher Beziehung noch interessanter ist das was wir über das Grab des h. Benignus in Dijon erfahren. Benignus apud Divionensim castrum martyrio consummatus est. Et quia in magnum sarcophagum conditus fuit, putabant nostri temporis homines, et praesertim beatus Gregorius episcopus, ibi aliquem positum fuisse gentilem. Nam rustici vota inibi dissolvebant et quae petebant velociter inpetrabant. Ad hoc ergo beati sepulcrum quidam, dum exinde multa beneficia perciperet, cereum detulit; quo accenso, domi rediit. Puerulus enim parvulus haec observans, illo abeunte discendit ad tumulum, ut ardentem cereum extingueret et auferret. Quo discendente, ecce serpens mirae magnitudinis de alia parte veniens, cereum circumcingit… Talia et his similia beato pontifici nuntiata nullo modo credebat, sed magis, ne ibidem adorarent, fortiter testabatur. Tandem aliquando Dei martyr beato se confessori revelat et dicit: „Quid, inquid, agis? Non solum quod tu despicis, verum etiam honorantes me spernis. Ne facias, quaeso, sed tegmen super me velocius praepara“… Martyrum 50. Vgl. auch Martyrum 56. Wir gewinnen hier einen Einblick in die Zeit, in welcher die heiligen Denkmäler der Kelten, Dolmen, Menhirs und angebliche Gräber von Feen für den christlichen Kultus erobert wurden. Die Heiden verehrten, wie aus dem Beispiel von Dijon hervorgeht, ihre heiligen Gräber ungefähr so wie die Christen. Es fehlte auch nicht an Stimmen, die sich ablehnend gegen diese Herübernahme keltischer Heiligtümer verhielten. Der h. Martin war selbst in dieser Beziehung nach Sulpicius Severus vita B. M. 11 mißtrauisch gewesen. Er hatte den Geist des Begrabenen beschworen und dieser hatte ihm gestanden, er sei ein Räuber gewesen und wegen seiner Verbrechen getötet worden. Wenn ich diese Sage recht verstehe, so bedeutet sie, daß ein Halbgott, seiner Natur nach verwandt mit dem göttlichen Räuber Mercur, dort seine Grabstätte hatte. Die Vorstellungen, welche der Erbauer der Kapelle und der Bischof Eufronius von christlichen Heiligen hatten, müssen stark von keltischen Sagen beeinflußt gewesen sein. Die Sprache, die sie zu hören glaubten, ist etwa die der saligen Fräulein in Tiroler Sagen. Die Zweizahl der Jungfrauen ist weniger oft belegt als die Dreizahl, aber doch namentlich insofern häufig, als sich unter einer Dreizahl von mythischen Schwestern fast immer eine böse befindet, so bei einer großen Zahl der von Panzer mitgeteilten Fälle. Die Erscheinungen rühmen sich, daß sie der Gegend nichts böses gethan hätten, sie konnten also jedenfalls durch Wettermachen auch Schaden anstiften. Um Wettersegen wird auch die Landbevölkerung an dem Grabe bei Dijon gebetet haben. Wahrscheinlich befanden sich solche Gräber oft auf Höhen, die in gewissem Sinne die Witterung in der Umgegend beherrschten.

Ein Kranker, der nachts vor der Basilika des h. Julian in Brioude auf einem