Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 003.png

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mein Gehirn und mein ganzes Nerven-System gehabt, oder ob dieser Stoß auf mein Gehirn, und die übrigen Nerven des Körpers, vielleicht nothwendig war, um diesen starken Sinn des Gemein-Geistes mit gleichem Gefühle für alles Gute in der Grundlage des Gehirns zu befestigen, und so bis ins hohe Alter mit Wärme und Kraft zu verstärken?

Ich komme wieder zurück auf meinen von mir persönlich nicht gekannten, aber wegen seiner gemeinnützigen Handlungen stets sehr verehrten Vater, Arend Berens, geboren 1688. In der letzten schwersten Zeit für unser geliebtes Riga, oder in der Belagerung und Unterwerfung unter den wohlthätigen russischen Scepter, nachdem er schon vorher die Handlung bei seinem würdigen Vater erlernet, soll er nicht hier gewesen seyn, sondern irgendwo auf einer Handlungs-Expedition in Deutschland oder Holland, oder auch in Polen. Bald darauf kam er zurück, und trieb den Großhandel seines würdigen Vaters, von dem er nichts mehr, als die wichtigen polnischen Schulden geerbt hatte. Dieser unser würdiger Großvater, Hans Hinrich Berens, Aeltester, im Jahre 1687, dann Raths- und Wettherr im Jahre 1695, war 1643 in Rostock geboren. In der Erneuerung des Handels allhier nach der ersten Belagerung vom Czaar Ioan Wassilowitsch im Jahre 1665, und unter der schwedischen Regierung, mag er wohl der wichtigste polnische Großhändler gewesen seyn. Von ihm ist noch ein großes, sehr schätzbares Familien-Gemählde vorhanden, welches, nach damaligem Kostum, unsern ehrwürdigen Großvater im Gespräch mit handelnden Polen und holländischen Schiffern, die das holländische Geld herbeibringen, und unserm noch jugendlichen Vater die Kontrakte für die Polen darreichen, vorstellt[a 1]. In dieser Zeit, da einer der größten polnischen Magnaten, Sapieha, einen Großhandel mit ihm trieb, und dieser Kron-Groß-Feldherr Polens sich, in den Zeiten des sächsischen August, um die Krone Polens bewarb, vermochte schon dieser unser Großvater ihm, dem Fürsten Sapieha, einen Vorschuß von 60,000 Dukaten zu machen, wofür ihm die Grafschaft Dumbrowna in Polen verpfändet war, die auch ein ganzes Jahr in seiner Disposition gewesen. Sie wurde ihn nachher wiederum abgenommen, und nur die hierüber ausgestellten Obligationen blieben ihm und seinen


  1. ist die Beschreibung des Gemähldes dahin abzuändern, daß der Vater des Referenten an einem Tische Dukaten und holländische Thaler zählt.
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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_003.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)