Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 013.png

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doch als ein sehr wohlhabender Mann, der im Stillen, mit wohlthuender Wärme, sein Lieblingsfach, den Handel sowohl, als alles vorfallende Gute, bis zum Ende seiner edlen Wirksamkeit, fortsetzte. Er hinterließ nach seinem Tode das beste Andenken, nicht blos bei seinen nachgelassenen Lieben, sondern auch bei der ganzen jüngern Handels-Welt seines geliebten Riga’s. Es sey mir also erlaubt, dem verklärten Geiste dieses unsers verehrungswürdigsten Bruders, auch hier unter den Sterblichen, ein Denkmahl durch Nachrichten von seinen so nachahmungswerthen Handlungen, die nur noch bei Wenigen allhier in geringem und dunkelem Andenken stehen, der strengsten Wahrheit gemäß, aufzustellen.

In den letzten Jahren des ersten türkischen Krieges unter der gottseligen großen Kaiserin Catharina II, da der Bruder schon in der größten Betriebsamkeit des Handels sich befand, und dazu große Vorräthe der wichtigsten Waaren, als Hanf, Masten, besonders aber auch Roggen, wohl einige tausend Lasten, zu seiner eigenen Speculation, für damals sehr hohe Preise, von 80 bis 100 Reichsthalern für die Last eingekauft hatte, für welche hohen Preise auch aus Rußland und der Ukraine vieles hierher gelocket wurde, entstand bei unserer so glorreich würkenden Armee Mangel an Getraide. Schon wollte man ein Verboth auf die Getraide-Ausfuhr legen, um dadurch den hohen Preis desselben auf einmal herunterzubringen; aber dadurch würde auch die freie Handlungs-Speculation gänzlich zernichtet, und das damals am Brote so nothleidende Deutschland in noch größere Noth und Hunger versetzt worden seyn. Die weise Kaiserin ließ daher bei der hiesigen Kaufmannschaft, und besonders bei den Roggenhändlern, im Jahr 1772 anfragen: ob man nicht, zum nothwendigen Bedarf ihrer Armee, einige tausend Lasten für billige Mittelpreise überlassen wollte, damit die freie Ausfuhr des Korns nicht gestört werden möchte? Bei dieser Aufforderung zur Unterstützung unserer braven Armee war er, der Bruder, mit der größten Bereitwilligkeit eines treuen, pflichtgerechten Bürgers, der zum Besten des Staats seine eigenen Vortheile für nichts achtete, der erste Unterzeichner mit fast 600 Lasten Roggen, für seinen geringsten Einkaufs- oder Mittelpreis von etwa 60 Reichsthalern die übrigen getreuen

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_013.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)