Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 022.png

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und schätzbar wurde. Bei der ersten hohen Gegenwart der großen Kaiserin Catharina II. im Jahre 1764, im Juni-Monat, war es auffallend, wie diese unsere so weise als wohlwollende Landes-Mutter, mit gnädigstem Wohlgefallen, ganze sieben Tage, allhier verweilte, und wie Hochdieselbe jede geringste Aufmerksamkeit von Seiten unserer Stadt, mit der herablassendsten Gnade und Güte belohnte. So erfreute Sie das eben fertig gewordene jetzige schöne Rathhaus-Gebäude, und Sie weihte es feierlich ein bei einem frohen Mittagsmahle mit allen Sie umgebenden Großen, bewirthet mit bester, von unsern Wirthinnen zubereiteter Kost, bedient vom ersten Magistrats-Stande beiderlei Geschlechts, und ehrenvoll bewacht im Innern und Aeußeren des Hauses, von allen Ihren getreuen Bürgerständen. Nach aufgehobener Tafel beehrte Sie mit Ihrer hohen Gegenwart und gütigem Beifall, das Konzert in der neuen Börsenhalle, aufgeführt von lauter bürgerlichen Dilettanten beiderlei Geschlechts, und ergötzte sich dabei an dem Jubel Ihres getreuen Volks, das auf öffentlichem Marktplatze, zu reichlicher Spendung an Wein, beim Schall rauschender Volks-Musik versammlet war. Das älteste ehrwürdigste Gebäude der Stadt, das Schwarzenhäupterhaus, beehrte Sie gleichfalls mit Ihrer aufmerksamen hohen Gegenwart, und beschenkte es gnädigst, so wie Ihre hohen Vorfahren, mir Ihrem in Lebensgröße zu Pferde noch vorhandenen Portrait, zum verehrungswürdigsten Andenken. Ein stets Freuden-Feuer war jeden Abend, aber keins derselben war überraschender, als die prachtvolle Illumination, die bei Erwartung Ihrer höchst erfreulich glücklichen Rückkehr aus Mitau, vom gnädigsten Besuch bei dem alten Herzog Ernst Byron, um Mitternacht, von unserer, keine vorfallende Gelegenheit versäumenden Stadt, aufs geschmackvollste angestellet war. Der ganze Weg vom Thorenskallnschen Stadtgebiete bis an die Brücke über unsern Düna-Fluß, wurde in der Geschwindigkeit mit Grünstrauch-Hecken und Alleen besetzt, wo zwischendurch Pyramiden mit feurigen Lampen glänzten, und die Ab- und Auffahrten der Brücken mit hohen Schwibbögen von farbigen Lampen geziert waren. Die große, 900 Schritte lange Brücke, die so einzig in ihrer Art ist, hatte das prachtvollste Geländer von Schiffen aller Nationen

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_022.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)