Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 043.png

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schwer zu besetzen war, weil unsre kriegerische Armee so viele Aerzte nöthig hatte, brachte mich zu dem Entschluß, diese Station in Sibirien anzunehmen, und auf einige Jahre mich von diesem geliebten Bruder wiederum zu trennen. Während meines Aufenthalts in Sibirien, der durch stete, liebevolle Correspondenz nach Moskau noch mehr versüßet wurde, setzte der Bruder seine rastlosen Bemühungen zur Verbesserung seiner Fabriken dermaßen fort, daß er sich in Moskau den höchsten Credit für seine mit Fleiß und Redlichkeit producirten Waaren bei allen dasigen wichtigen Kaufleuten erwarb. Nach 6 Jahren, als ich zuerst auf Urlaub aus Sibirien kam, traf ich ihn gesegnet mit vielen lieben und gesunden Kindern; geehrt und geschätzt von Großen und Geringen, als den ersten livländischen Hausvater in Moskau, an. Ich setzte meine Reise weiter fort, und war so glücklich, meine anderen guten Brüder und Schwestern im besten Wohlseyn allhier, im Jahr 1778, anzutreffen, und von ihren liebevollen Armen umschlossen zu werden. Hier verlobte ich mich mit der Tochter der äußerst verehrungswürdigen verwitweten Kammerräthin von Krüger, die bald darauf bedauert und selig starb, wie sie geliebt und fromm gelebt hatte, und reiste wieder über Moskau zurück nach Sibirien, um von dort aus, nach den Gesetzen, meinen völligen Abschied aus diesen Militair-Diensten zu nehmen. Ich kam glücklich wieder in der Haupt-Festung der sibirischen Linie, Omsk, an. Erst nach 15 Monaten erhielt ich meinen völligen Abschied, und verließ zuletzt diese für mich so wichtige Station mit größter Zufriedenheit; indem ich mich so manchen nützlichen Kenntnissen dieses herrlichen Landes bereichert hatte, die mich noch mit den angenehmsten Rückerinnerungen bis in mein spätes Alter erfreuen. Ueber Moskau, in Begleitung dieses moskowitischen Bruders, trat ich nun wieder die Reise nach Riga an, um die völlige Verbindung mit meinem noch lebenden lieben Weibe zu feiern. Dies geschah im März des Jahres 1780, im Beiseyn meiner sämmtlichen gegenwärtigen Geschwister. Der Bruder reiste wieder nach Moskau in den Schooß seiner lieben Familie und in den Kreis seiner ausgebreiteten Geschäfte. Noch in demselben Jahre ging ich mit meiner jungen Frau ihm nach, um vereint, in häuslich-brüderlicher Unterstützung, mit ihm dort zu leben. In dieser guten

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_043.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)