Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 044.png

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Absicht unternahmen wir, mit zwei andern dortigen Freunden, ein für uns ganz neues Geschäft, die Anlage einer Zuckerraffinerie, in Moskau selbst. Doch ehe wir zur glücklichen Ausführung derselben schritten, trugen wir erst diesen Plan unserm väterlichen Bruder Carl vor, mit der Anfrage, ob wir durch ihn den besten rohen Zucker dazu, directe aus Bourdeaux und über Petersburg, erhalten könnten. Seinem Speculations-Geiste war dieser Vorschlag annehmlich, und so schickte er von Riga aus einige Ladungen, mit den gesuchten hiesigen rohen Producten, Hanf und Holzwaaren, zum Bourdeauxschen Markte, um dafür die besten Domingo- und anderen guten Puderzucker einzutauschen und nach Petersburg zu verladen. Indeß kauften wir im Preobraschenskischen Stadttheil von Moskau einen schönen geräumigen Platz am hohen Ufer des Moskau-Stroms; erbauten daselbst eine auf drei Pfannen gehörig eingerichtete Zuckerraffinerie mit allen nothwendigen Nebengebäuden, doch nur von Holz, um die Anstalt schneller in Gang zu bringen und unsere Einlage aufs baldigste wieder zu gewinnen; verschrieben aus Lübeck alle kupfernen Gefäße und ersten thönernen Formen mit einem deutschen Pfannen-Knecht; engagirten einen braven hamburger Zuckermeister, Namens Blanck, der über 20 Jahre bei dem reichen Wolodimiroff in Petersburg sein Amt redlich und geschickt verwaltet, und hatten so die Freude, noch in demselben Jahre, die ersten Raffinaden, bis zum höchsten so genannten hamburger Candisbrod, dem moskowischen Publico in der Nähe anzubieten. Man erkannte auch bald die Reinheit und Schönheit dieses neuen Berensschen Zuckers, und die Zuckerhändler in Moskau gaben ihm den Vorzug selbst vor dem alten Wolodimiroffschen, durch freiwillige Erhöhung des allgemeinen Preises, um ihn nur für die hohen Herrschaften daselbst zu erhalten. So wurde der Vorrath unseres rohen Zuckers sehr bald umkocht, und im zweiten Jahre dieser Anlage schon mit gutem Gewinn umgesetzt. An drei bis vier Jahre setzten wir diese Unternehmung mit reichem Erfolg und dem besten Credit fort. Nun aber wollte unser guter Bruder Carl, Alters und Kränklichkeit wegen, sich allmälig von seinem ausgebreiteten Handel zurückziehen, um seine letzten Tage in selbständiger Ruhe zuzubringen; daher die fernere Verschreibung des rohen Zuckers aus Frankreich nicht

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_044.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)