Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 047.png

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Bruders-Hause, und nachdem auch nach dem Tode der Schwägerin Redderhoff, meine Unterstützung für meine äußerst braven und dankbaren Neffen, die ihres so würdigen Vaters Andenken durch Redlichkeit, Betriebsamkeit und äußersten Fleiß wahrhaft ehren, und den Berensschen Namen daselbst in Ruhm und Achtung erhalten, noch immer nach möglichsten Kräften und mit dem bereitwilligsten Herzen fortwährt, so finde ich mich jetzt nach so vielen Sorgen und Kummer, durch diesen daselbst so glücklich etablirten Zweig unserer Familie aufs höchste belohnt, wie auch meinen nach Zeit und Umständen unvermeidlichen Verlust dabei, aufs reichlichste ersetzt.

Den Faden meiner eigenen Geschichte knüpfe ich jetzt dort wiederum an, wo ich im Jahr 1764, zum Studiren, nach Deutschland mich begab. Ich reiste über die Ostsee nach Lübeck, mußten aber eines heftigen Sturmes und langen widrigen Windes wegen, auf der Rhede von Rostock vor Anker gehen. Dieses bewog mich, mit einigen andern Studirenden nach Rostock mich aussetzen zu lassen, um diese merkwürdige altdeutsche und großväterliche Vaterstadt zuerst in Deutschland zu sehen. Ich traf zwar keinen vom Berensschen Namen, oder von unserer Familie, dort mehr an; aber bei guten deutschen biederen Männern und Frauen, von altem Schroot und Korn, erfreuten wir uns der herzlichsten Aufnahme; und so reisten wir nach einigen Tagen zu Lande über Wismar nach Lübeck, wo unser Schiffer Lunau glücklich angekommen war, und mit unserer Equipage schon auf uns wartete. In Lübeck, dem Haupte des ehemaligen hanseatischen Bundes, mit dem unser liebes Riga in genauer Verbindung stand, wurde alles Merkwürdige in Betrachtung genommen, und über die nächste so berühmte große See-Handelsstadt Deutschlands, Hamburg, die angenehmste erste Reise weiter fortgesetzt. Ueber Berlin nach der Universität Leipzig zu gehen, um dort dem Studio der Theologie mich zu widmen, war mein Vorsatz. Als ich aber meinen besten Schulfreund, Herrn von Güldenstädt, wieder fand, der schon ein Jahr vor mir, in Berlin, dem Studio der Medizin sich gewidmet, und schon starke Fortschritte in selbigem, auch die beste Bekanntschaft mit dasigen vortreflichen Männern dieser Wissenschaft gemacht hatte; so entschloß ich mich, mit seiner

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_047.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)