Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 050.png

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mir darreichte. Nun reiste ich noch zum letztenmale nach dem lieben Schwöbber, wo ich so viel Güte und Wohlthaten genossen hatte, um mich dessen würdigstem Besitzer bestens zu empfehlen; und so ging meine Rückreise weiter über Hannover und Braunschweig nach dem berühmten Leipzig, wo ich mich meines Herzensfreundes, Michael Bulmerincq, und des nunmehrigen Doctor’s Selle, wiederum erfreute. Von Leipzig machte ich noch in Gesellschaft meines Landsmanns und Vetters, Jacob Stoever, eine kleine Excursion über Meissen nach der sehenswerthen Hauptstadt Sachsens, Dresden, kam wieder zurück, und setzte meine völlige Rückreise hieher über Berlin fort. In diesem, für mich so anziehenden, Berlin beschäftigte ich mich noch einen ganzen Winter hindurch mit der Anordnung meiner gesammleten trockenen Pflanzen und angeschafften Mineralien, mit Hülfe meines unvergeßlich zu verehrenden Freundes, des Hofraths Gleditsch, auch mit manchen andern praktischen Uebungen der Medizin; und so reiste ich nach der unserm Riga sehr ähnlichen wichtigen Seehandels-Stadt Stettin, wohin mich ein Freund, der Doctor Koch, begleitete, um auf ein paar Wochen daselbst auf die angenehmste Weise mich aufzuhalten. Von hier ging die Reise weiter über die merkwürdigen Oerter Danzig und Königsberg, wo ich noch einen Jugend-Bekannten und Freund, den Herrn N. von Hagemeister, antraf, mit dem ich im März 1771 glücklich in unserm guten Riga wiederum eintraf. Es war in diesem Jahre ein sehr harter Winter gewesen, doch brachte die wärmere Sonnenhöhe die Eisdecke der, glücklich wieder erreichten, lieben Düna schon dem Aufbruche nahe. Aber welche Veränderungen nach sechsjähriger Abwesenheit erblickten meine Augen! Gewaltige Quer-, und längs dem Flusse, an beiden Ufern hinunter bis tief in die See formirte hohe Dämme sollten dem Laufe des Stromes nicht allein eine gerade Richtung geben, sondern auch alle seichten Stellen wegräumen, und eine gleiche Tiefe, bis in die See hinaus, verschaffen. Hiebei hatte man aber einen mächtigen Eisgang weder berechnen wollen noch können; und so wurde diese Nichtachtung der weit mächtigeren, sonst so holden Mutter Natur, unerachtet aller trotzend stolzen und doch nur ohnmächtigen Dämme, aufs schrecklichste gerächt. Im Anfange des Aprils brach die Eisdecke der obern

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_050.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)