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gleich in den ersten Tagen nach einer Thronbesteigung wieder zurück, und ohne Aufschub mußte unsere alte angemessene Municipal-Verfassung in aller Kraft sogleich wiederum eingeführt werden. Für Alle, die der Wahrheit und ihren Pflichten treu waren, gereichte dieß zur entzückendsten und höchsten Aufmunterung in ihrem nützlich-thätigen Leben. Nach Seiner hohen Krönung zu Moskau kam jene himmlische Erscheinung[1] mit Rußlands mächtiger Kaiser-Krone, und mit den Ihm gleichenden Großfürsten Alexander und Constantin, wieder in unsere glücklichen Mauern, um an unserer Treue und Dankbarkeit sich zu ergötzen. Alles Ceremoniel und jeder unnütze Aufwand wurde verboten; doch ließ der Monarch nach seiner Herzens-Güte sich einen prunklosen bürgerlichen Ball auf dem Rathhause, und im Saale seiner Gerechtigkeits-Pflege gefallen. Hier wurde unsere bürgerliche Gemeinde ersten Standes mit Seiner und Seiner Großfürsten hohen Gegenwart aufs höchste beglücket, und unsere Familien genossen diese gnädige humane Herablassung mit entzückender Freude und dem dankbarsten Herzen.

Hier war es auch, wo der Erhabene sich der alten, getreuen und verdienstvollen Glieder unsers alten Magistrats erinnerte und sie wieder zu finden glaubte. Wo ist der ehrwürdige Schwarz, der bei der Gesetz-Kommission[2] die wichtigsten Kriminal-Gesetze für Mein Reich so weise bearbeitet? Wo sind die andern Mir wohlbekannten, Schick, Wiedau, die Berens? „Sie sind theils gestorben, theils Alters und Schwachheits halber nicht im Stande, Ihro Majestät höchster Gnade und Güte sich persönlich darzustellen.“ Dies war die Antwort des einzigen, noch gegenwärtigen Mitgliedes des alten Magistrats, vor der neu eingeführten Stadt-Ordnung. „O! ich weiß gar wohl, warum sie nicht hier sind; aber ich


  1. Man sehe den Bericht von der Zurückkunft und Durchreise jenes hohen Großfürstlichen Paares im November 1782.
  2. Dieser würdige letzte wortführende Bürgermeister, Johann Christoph Schwartz, war bei der ersten Gesetz-Kommission der Kaiserin Catharina viele Jahre als Deputirter der Stadt Riga in Moskau und St. Petersburg, und trug die goldene Medaille zum spätesten Andenken daran.
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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_069.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)