Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 077.png

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Jedoch zur höheren Bestimmung und rastlosen Würkung für die möglichste Beglückung seines Reichs rief unsern Kaiser sein Petersburg, und so entschwand auch bald wider diese erfreuende, tröstende Gestalt. Durch Milde und Gnade freundlich zu herrschen, war sein schönes Bestreben, und so athmete Alles wieder für allmählige Besserung der menschlichen Schwächen, für edle Freiheit, Nachsicht und Erbarmung, unter Alexanders schützenden Adlers-Fittigen.

In dieser ganzen Zeit war ich nicht ohne einen redlichen, wahren Freund, den mir der Himmel schon vor dreißig Jahren, zuerst in Sibirien, zugesellte. Dieser war der, in unserm Militair ausgezeichnete, tapfre, leider! zu früh für seine edle Thätigkeit verstorbene, General-Major Heinrich von Körbitz. Als Sekondlieutenant kam er nach der schweren Pugatscheffschen Kampagne 1775, wozu er aus der Krimm, die er als Unteroffizier mit erobern helfen, mit einem Dragoner-Regiment zu Hülfe eilte, jetzt aus dem Orenburgschen bei unserm sibirischen Korps in der Hauptfestung Omsk zu stehen. Ich faßte gleich zu seiner Rechtschaffenheit und getreuen Betriebsamkeit in seinem Fache, besonders der militairischen Ordnung und Oekonomie, das größte Vertrauen. So knüpfte sich unser Freundschaftsband immer fester, und auf meinen guten Rath und Unterricht in seinem nachherigen Lieblingsfache, den Naturkenntnissen, und meine möglichste Unterstützung in seiner ohnehin so musterhaften Oekonomie, konnte er sicher rechnen. Als er nun 1780 im Dienste von seinem General beleidiget, und an seiner militairischen Ehre gekränkt wurde, konnte er nicht weiter bei diesem Korps dienen, und bat daher um Versetzung, welche ihm doch ungern zugestanden wurde. Aber womit diese große Tour nach Moskwa, da er nichts als seine Lieutenants-Sage hatte, unternehmen? Ich war eben im Begriff, meine Station in Sibirien gänzlich zu verlassen; so bat ich ihn und einen andern braven Offizier, Herrn von Boenitzky, mich auf meine Kosten zu begleiten; und so kamen wir, nach der angenehmsten Reise, im Winter nach Moskwa, wo ich sie beide, aber vorzüglich den Herrn von Körbitz, meinem geliebten Bruder, dem Major Adam Heinrich Berens, aufs Beste empfahl, und so weiter meine Tour über St. Petersburg nach Riga allein fortsetzte. Sehr bald erwarb sich der Herr von Körbitz durch seine vortreflichen Eigenschaften die Liebe

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_077.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)