Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter | |
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„Bertha, ich bin nicht trunken. Ich bin ein Ritter von fester Treu. Mein Wort kann nichts brechen, als der Tod. Oder glaubst du, daß ich dich äffe? Bertha sage, ob dir Kunz von Kransperg als Mann gefiele; ich verlange dich zur Ehe! –“ Diese Worte erschütterten mich. Ich konnte nicht ihnen, nicht seinem entschloßnen, festen Blike widerstehen. „Gern, sprach ich, geb’ ich euch Hand und Herz, und von allen Rittern, die hier zusammen gekommen sind, gefällt mir keiner so wie Kunz. –“ Es reute mich gleich wieder, das gesagt zu haben. Denn es war doch für ein Fräulein allzudreist, so zu sprechen, mit einem Manne. Aber er schien darüber sehr froh, und gab mir eine kleine goldne Münze mit den Worten: „nimm sie zum Siegel meiner Liebe! –“ Ich nahm sie, und schob sie in meinen Busen.
Er wollte noch mehr sprechen: aber Oswald, unser Knecht, hatt’ mich schon lange aufgesucht, um mir zu sagen, daß mein Vater im Mondschein heimziehen wolle. Kunz schien darüber zu zürnen, und ich wäre gern auch länger geblieben. Er gieng mit mir in den
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)