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Die Wasserkraft des Sindelbachs wird von 2 Mühlen mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang und von einer Ölmühle benützt.

Die gewöhnlichsten Handwerke sind vertreten, darunter 3 Schuhmacher. Zwei Kramläden und eine Wirthschaft genügen den Bedürfnissen des Dorfes.

Dem Verkehr dienen die neue 1879 eröffnete schöne Straße nach Sindeldorf, die mittelmäßigen, steilen Straßen nach Diebach, Unterginsbach-Altkrautheim und die schlechte Straße nach Dörrenzimmern. Über den Sindelbach führen eine steinerne Brücke und 4 hölzerne Stege, die von der Gemeinde unterhalten werden.

Die Stiftungspflege besitzt 8828 M., ein Kapital, das durch verschiedene Stiftungen von Ortsbürgern allmählich erwachsen ist.

Auf der Markung, deren südlicher Theil einen schmalen langgedehnten Streifen bildet, finden sich die verschiedenen Bodenarten Lehm, Kalkerde und Humus. Ebenso ist der Grad der Ergiebigkeit sehr verschieden. Es fehlt dem Boden an tiefem Grund, allenthalben treten Steine in den Feldern zu Tage. Nasse Wiesen finden sich im Krautheimer Thal und in den Mühlwiesen.

Das Klima ist für das Gedeihen auch feinerer Gewächse wie Gurken und Bohnen nicht ungünstig.

Der Weinbau war früher ausgedehnter als jetzt, doch wurden neuerdings abgegangene Anlagen erneuert. Für weißes Gewächs gilt der untere Berg, für rothes der Schenkenberg als günstigste Lage. Das Erzeugnis ist meist rother, haltbarer Wein, der in guten Jahren geschätzt ist und vielfach nach auswärts verkauft wird.

Die Gemeinde besitzt auf der Markung 440 Morgen gemischte Waldungen. Vom Ertrag mit 108 Rm. und 7000 Wellen werden letztere an die Bürger vertheilt, der Erlös des übrigen, durchschnittlich 1000 M., fließt in die Gemeindekasse.

Die Weide mit 192 Morgen ist eine der größten des Bezirks. Daneben wird Brach- und Stoppelweide benützt. Die Gemeinde erhält jährlich 1128 M. Pacht- und 400 M. Pferchnutzung. Die Güterstücke der Gemeinde sind gegen 128 M. verpachtet.

Schafe hält ein Pachtschäfer Sommer und Winter 200 Stück von der Landrace.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_532.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)