Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 551.jpg

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Kalk und Werksteine werden auf der Markung in unbedeutendem Umfange gebrochen. Lehmgruben sind mehrere vorhanden.

Der sehr freundliche Gottesacker ist 1876 westlich vom Ort angelegt.

Besondere Sitten und Gebräuche gibt es nicht. Tänze sind nur bei Hochzeiten und am Kirchweihmontag gebräuchlich. Leichentrunk ist üblich. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den günstigsten im Bezirk. Der Vermöglichste hat 120 Mrg. Feld und 12 Mrg. Wald. Der Mittelmann 60 Mrg. Feld und 5 Mrg. Wald. Die ärmere Klasse 6 Mrg. Feld und 2 Mrg. Wald. Auf den angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger ca. 60 Mrg. Güter.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht. Von Gewerben sind nur die für die Landbevölkerung nöthigen, am stärksten die Schuhmacher vertreten. Sie, wie die Schreiner arbeiten auch nach Außen. Schildwirthschaften sind 3, Krämer 2 im Ort.

Auf der ansehnlichen Markung herrscht schwerer, kalter, lehmhaltiger Boden, der nicht tiefgründig und vielfach steinig ist, vor. Die Seewiesen sind naß und liefern saures Futter.

Das Klima ist entsprechend der hohen Lage des Ortes rauh und windig. Doch kommen die Früchte und auch feinere Gartengewächse gut fort. Besonders gedeiht Haber.

Die Obstzucht war früher gering, nimmt aber neuerdings zu, da das Obst gern geräth. Man zieht Mostbirnen, Luiken, Goldparmänen, Weißsäuerlinge vorwiegend zum Mosten. Zwetschgen werden gedörrt, in guten Jahren wird auch Branntwein gemacht.

Die Gemeinde besitzt 30 Morgen Laubwald, aus dem jährlich ca. 4 Stämme Langholz, 2–3 Klafter und 200 Wellen geschlagen werden. Die Gemeinde erlöst daraus ca. 300 M.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden. Die Brach- und Stoppelweide wird für einheimische Schafe benützt. Die Pferchnutzung wirft ca. 500 M. für die Gemeinde ab. Weidepacht wird nicht bezahlt. Die Allmanden werden als Äcker gebaut und sind gegen 140 M. an Bürger verpachtet. Die wenigen Güterstücke der Gemeinde werden dem Schäfer und Farrenhalter zur Nutznießung überlassen.

Die Pferdezucht ist wie in den Orten der Umgegend gering. Die Zahl der Pferde ist ziemlich bedeutend, da die wohlhabenden

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 551. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_551.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)