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25. Ingelfingen,
Gemeinde II. Kl., mit 1447 Einw. a) Ingelfingen, Stadt, 1233 Einw., worunter 29 Kath., Fil. von Nagelsberg; b) Bobachshof, Weiler, 35 ev. Einw., Fil. von Crispenhofen; c) Bühlhof, Weiler, 24 Einw. worunter 1 Kath., ev. Fil. von Dörrenzimmern; d) Jägerhaus, Hof, 6 ev. Einw.; e) Kocherstein, Weiler, 12 ev. Einw.; f) Lipfersberg, 91 ev. Einw.; g) Scheurachshof, Weiler, 34 ev. Einw., Fil. von Künzelsau; h) Ziegelhütte, Hof, 12 ev. Einw.

Das freundliche und saubere Städtchen, dem man die einstige Fürstenresidenz noch ansieht, liegt in einem der lieblichsten Theile des Kocherthals, das hier ein ansehnlich breites Becken bildet, welches sich bei Nagelsberg einerseits und unterhalb Criesbach andererseits zu schließen scheint. Das Städtchen dehnt sich auf dem rechten Kocherufer in einer langen Häuserreihe, deren östliche Hälfte, die Mariannenvorstadt, 1782 von dem Fürsten Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen, dem größten Gönner Ingelfingens, angelegt wurde. Die Altstadt zieht sich steil nach Norden in die Höhe, welche mit einem Gürtel sonniger Rebengelände die Stadt umschließt. Im Nordosten ist die Stadt beherrscht von den stattlichen Ruinen der alten Burg Lichteneck. Im Norden schloß die Altstadt ab mit dem alten Schloß der Grafen von Hohenlohe, in welchem auch die älteren adeligen Amtleute der Grafen wohnten. Es ist jetzt vielfach umgebaut und trägt die Inschrift: 17 Johann Joseph Bühler 26.

Das untere Schloß, ein langgedehnter moderner Bau schließt sich an die Stadtkirche an, mit welcher es durch einen Gang verbunden ist. Es wurde von Christian Kraft, der 1701 Ingelfingen zu seiner Residenz machte, erbaut, während sein Bruder Heinrich August das obere Schloß bewohnte. Auf der Nordseite umschließt es einen Hof, während es auf der Südseite einen anmuthigen Blick ins freundliche Thal, auf den einst wohlgepflegten Schloßgarten und den Kocher und die jenseitigen waldigen Höhen gewährt. Die hellen, hohen, mit reicher Stuckatur geschmückten Gemächer und weiten Saalbauten stehen leider unbewohnt da. Während das obere Schloß jetzt in Privathänden sich befindet, ist das untere Schloß Eigenthum des Fürsten von Hohenlohe-Öhringen.

Die Hauptstraßen der Stadt sind sauber, chaussirt und gekandelt, auf beiden Seiten von wohlunterhaltenen Häusern

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite B 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_595.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)