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26. Jungholzhausen,
Gemeinde III. Kl. mit 465 Einw. a) Jungholzhausen, ev. Fil. von Döttingen, 248 Einw., wor. 1 Kath., Fil. von Braunsbach; b) Dörrhof, Hof, 13 ev. Einw.; c) Zottishofen, Weiler, 204 Einw., wor. 8 Kath. – b und c ev. Fil. von Orlach.

Hoch über dem Kocherthal, wo der Rücken zwischen Kocher und Jagst sich nach Westen zu senken beginnt, in einer kleinen Einsattlung, die sich in raschem Lauf zum stark ausgewaschenen Bett eines kleinen Baches entwickelt, liegt Jungholzhausen, frei den Winden, besonders den Westwinden stark ausgesetzt. Auf den zunächstliegenden Höhen hat man eine schöne Aussicht auf die Hohenloher Ebene um Kupferzell und den Höhenzug vom Einkorn bis Waldenburg. Die freie Lage macht das Klima etwas rauh. Gewitter sind häufig. Sie kommen meist von Westen das Kocherthal herauf oder von der Hohenloher Ebene und ziehen nach Osten weiter. Hagelschlag ist nicht gerade häufig. Das Dorf mit seinen stattlichen, aber meist einstockigen Häusern, an die sich die Scheunen und Ställe unter gleichem Dache anreihen, macht einen freundlichen Eindruck. Mit Trinkwasser ist der Ort reichlich versehen, wenn auch nicht gerade viele Quellen vorhanden sind. Seit 1879 ist eine Wasserleitung aus dem Honigbrunnen eingerichtet. Es bestehen 4 laufende, 2 Pumpbrunnen und ein Schöpfbrunnen.

Die Kirche, ein wenig ansehnliches Gebäude am nordwestlichen Ende des Dorfes, dem starke und oftmalige Restaurationen alles Alterthümliche genommen haben, war nach einer Aufzeichnung im Thurmknopf dem heil. Laurentius geweiht und soll eine Wallfahrtskirche gewesen sein. Der Thurm im Osten der Kirche hat starke Mauern, aber einen ganz modernen Oberstock mit ziemlich plattem Dach, da am 9. Juni 1855 der Blitz in den Thurm schlug und den oberen Theil entzündete und Glocken und Orgel zerstörte. W. Jahrb. 1855, 41. Der Chor der Kirche ist durch die Orgel vollständig verbaut. Der Orgel zu lieb wurde der Triumphbogen, von dem nur die äußersten Ansätze erhalten sind, ausgehauen, das Chorgewölbe durchbrochen und flach eingedeckt. Der Altar mit einem 1717 gestifteten Kreuz steht unmittelbar unter der Orgel. Das Schiff der Kirche ist durchaus schmucklos, aber hell und sauber getüncht.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite B 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_623.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)