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Daß das Schiff der Kirche seiner Zeit erhöht wurde, beweisen 2 Kragsteine an den vordern Seitenwänden, was ohne Zweifel 1774 geschah, als man die Kirche erweiterte und am Thurme baute. Schon 1713 wurde eine Erneuerung der Kirche vorgenommen, bei welcher eine Säule entfernt wurde, auf welcher nach Angabe Pf. G. Heinr. Hirschs (1698–1726) von Döttingen die Jahreszahl 1112 eingehauen gewesen sein soll. Diese Lesung kann aber kaum richtig sein. Die Säule ist spurlos verschwunden. 1774 wurde der Thurm neu aufgeführt, beim Graben des Grundes fanden sich, „ganze Schichten von ungeheuren Menschenknochen, welche einer viel ansehnlicheren Menschenrasse müssen angehört haben, als die jetzige ist,“ (Hofprediger Koch in der Chronik von Langenburg). Die beiden Glocken sind 1855 von C. König in Langenburg gegossen. Die Kirche war früher selbstständige Pfarrkirche, ist aber seit 1564 Filialkirche von Döttingen. Die Baulast hat die Gemeinde. Der Gottesacker umgibt die Kirche.

Das Pfarrhaus stand zwischen Karl Rupps und Friedrich Schuhmanns Haus. Vor 50 Jahren führte das Haus des Joh. Michael Däuber noch den Namen Pfarrhof. Zu dem Pfarrhause gehörte das Pfaffengut.

Das Schulhaus, jetzt nur noch Lehrerwohnung, steht zwischen der Hauptstraße und der Kirche in sonniger Lage. Es wurde 1722 erbaut. Für das Lehrzimmer und das Rathzimmer hat die Gemeinde in neuerer Zeit ein halbes Haus erkauft und dasselbe zweckentsprechend eingerichtet. Für die Mädchen besteht eine Arbeitsschule.

An öffentlichen Gebäuden sind ein Hirtenhaus und ein Armenhaus vorhanden.

Für die Gesammtgemeinde Jungholzhausen-Zottishofen bestehen 5 Wetten. Die früheren Seen auf der Markung Jungholzhausen sind jetzt in Wiesen und Wald umgewandelt.

Von der alten Volkstracht haben sich nur noch bei den älteren Frauen die schwarzen Drahthauben erhalten, die Bandhauben sind aber noch allgemein.

Der Nahrungsstand ist im Allgemeinen gut, besser als in den Thalorten. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners ist 80–100 Morgen. Der Mittelmann besitzt 40, die geringere Klasse 2–15 Morgen. Die Haupterwerbsmittel sind Ackerbau, Viehzucht und Obstzucht. Gewerbe sind nur sparsam vertreten. Ein Kramladen und eine Schildwirthschaft genügt dem Bedürfniß.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 624. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_624.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)