Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 638.jpg

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Reiter vom Leibregiment, 1702 stirbt ein französischer Refugié Aaron aus Languedoc.

1707 marschiren kaiserliche Kürassiere vom Regiment Fugger durch. 1751 lagen würzburgische Werber im Dorf. Von Hagel wurde die Gemeinde 1718 im Aug. 1–2 Uhr (Kirchenb. v. Hollenbach), 4. Juli 1739, 1811, am 10. Aug. 1828 und am 19. Juli 1835 betroffen.

Württ. Jahr. 1869, 406 und Kirchenbücher v. K. Stetten.

27/28. Febr. 1784 wurde die Brücke vom Hochwasser weggerissen (Taufb. v. Steinkirchen).

Zur Geschichte der bürgerlichen Gemeinde ist noch zu erwähnen, daß sich die Gemeinde 1588 mit den Bauern auf dem Kügelhof wegen des Viehtrieb im Reichelberg verglich.

1685 vertrug sich Komburg mit den Herrn von Stetten wegen des Neugereutzehntens und des Windweins. 1737 wurde der Zehntbezirk versteint, welcher zu 2/3 den Herrn v. Stetten gehörte, am Neugereutzehnten hatte Komburg 2/3.

1806 kam die Gemeinde unter württembergische Oberhoheit.


Schloß Stetten.

Hoch über dem Dorf Kocherstetten auf bewaldetem Bergvorsprung ragt die alte epheubewachsene Burg Stetten mit ihrem Burgmantel, ihrem seit einigen Jahren erniedrigten Bergfried, ihren großentheils recht gut erhaltenen Mauern, Thürmen und unterirdischen Gängen, welche die ganze Burg einschließen, empor, ein ehrwürdiges Denkmal des Mittelalters, so gut erhalten, wie nur wenige in Württemberg. Der steile Berghang und zwei tiefeingeschnittene Schluchten im Norden und Süden machten die starke Burg, welche nur von Osten her einen ebenen Zugang hatte, ungewöhnlich fest.

Auf dem äußersten Vorsprung des Bergs steht die älteste Burg, „das innere“ Haus. In die mächtigen Mauern aus Buckelquadern von fast unverwüstlicher Haltbarkeit sind die Wohnungen des alten Rittergeschlechtes mit weiten Saalbauten, welche eine schöne Aussicht auf das Kocherthal bis Künzelsau gewähren, eingebaut. Auf der Ostseite ist der Burgmantel mit Galerie, angelehnt an den Bergfried, gut erhalten. Über dem Thor sind ein alter Ecce homo und ein Palmesel eingemauert. Durch das Thor tritt man in einen Lichthof, von dem aus die Wohnungen rechts und links in die Höhe steigen. Der Thurmaufgang zur Linken ist neu hergestellt, der Bergfried, ursprünglich nur vom Mantel aus zugänglich, erhielt Ende des 16. Jahrhunderts einen Zugang von unten. Der alte Bau ist gegenwärtig nur vom freiherrlichen Rentbeamten bewohnt.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 638. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_638.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)